: Die Metaller weisen den Weg
■ Warnstreiks in der Druckindustrie: Viele Zeitungen erschienen nicht oder nur mit Notausgaben / Warnstreiks auch bei der Post / 33 Millionen Briefe verspätet
Frankfurt (ap) - Nach der ersten Einigung auf die 35-Stunden -Woche in der Metallindustrie scheint sich auch in der Druckindustrie ein Übereinkommen abzuzeichnen. Der für Tariffragen zuständige Vizepräsident des Bundesverbandes Druck, Manfred Adrian, sagte am Freitag, die Einigung in der größten Branche werde „natürlich die Verhandlungen beeinflußen“. Die Arbeitgeber wollten sich daran orientieren. Das erste Schlichtungsgespräch soll am Sonntag in München stattfinden. Wegen bundesweiter Warnstreiks in mehreren Dutzend Druckbetrieben erschienen am Freitag viele Zeitungen nicht.
Ulla Krause-Scheufler von der IG Medien sprach von rund 6.400 Streikenden in 81 Betrieben. In Frankfurt erschien gestern gar keine Zeitung, in München die 'Abendzeitung‘ und die 'Süddeutsche Zeitung‘ nicht. 'Bild‘, der 'Münchner Merkur‘ und die 'tz‘ kamen nur mit Notausgaben heraus. Einzelne Ausstände wurden gestern fortgesetzt.
Die Warnstreiks bei der Post gingen gestern in den dritten Tag. Nach Angaben der Deutschen Postgewerkschaft waren diesmal etwa achtzig Post-, Fernmelde- und Postgiroämter von dem Ausstand betroffen. Insgesamt seien seit Beginn der Kampfmaßnahmen am Mittwoch 33 Millionen Brief- und Paketsendungen blockiert worden, teilte die Gewerkschaft in Frankfurt mit. Insgesamt seien damit rund vierzig Prozent aller Postsendungen nicht bearbeitet worden.
In den Morgenstunden legten die Beschäftigten des telefonischen Weckdienstes in Bonn die Arbeit nieder. Im Lauf des Tages wollten sich den Angaben zufolge 7.500 Postbeschäftigte den Warnstreiks anschließen. Betroffen waren unter anderem Fernmeldeämter in Berlin, Kassel, Gießen, Wiesbaden, Freiburg, Braunschweig, Hannover, München, Regensburg, Stuttgart und Dortmund, Postgiroämter in Essen, Ludwigshafen und Stuttgart sowie Postämter in Siegen, Lüdenscheid, Fulda, Darmstadt, Hamburg, Hildesheim, Trier, Mainz, Köln, Münster und Saarbrücken.
Die Tarifverhandlungen um eine neue Pausenregelung der Post waren am Donnerstag abend in Bad Neuenahr auf nächsten Dienstag vertagt worden. Der Gewerkschaftsvorsitzende Kurt van Haaren erklärte, daß diese dritte Verhandlungsrunde „die letzte Möglichkeit“ biete, sich zu verständigen.
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