: Die Mehrzweckzone am Kanal
Das amerikanische Southern Command (Southcom), die „Südliche Kommandozentrale“ der US-Streitkräfte in Panama, ist nicht nur das Befehlszentrum für die militärischen Operationen der USA im Bereich Lateinamerikas. Diese Zentrale in Quarry Heights am strategisch wichtigen Panamakanal erteilt auch die Anweisungen für den Kampf gegen Rauschgiftschmuggler und Rebellen. General Antonio Manuel Noriega hat vor zwei Wochen die weitere Existenz der amerikanischen Kommandozentrale in Panama „abgelehnt“. Die Offiziere der panamaischen Streitkräfte, an deren Spitze Noriega steht, fordern den Abzug der etwa 10.000 Soldaten aus den USA.
Nach den Verträgen über den Panamakanal aus dem Jahr 1977 werden die 80 Kilometer lange Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik und die amerikanischen Stützpunkte an ihren Ufern am 31. Dezember 1999 an Panama zurückgegeben. Bis dahin sind die Amerikaner für den Betrieb des Kanals zuständig. Den Verträgen zufolge unterstehen die US-Stützpunkte in der ehemaligen Kanalzone der „völligen Kontrolle“ Washingtons. „Wir haben schon vorläufige Pläne für den Abzug aus der Kanalzone für 1999 erarbeitet“, sagt der Sprecher der Southcom, William Ormsbee. „Der Abzug ist aber nicht gleichbedeutend mit dem Ende von Southcom.“ Auch nach der vollständigen Erfüllung der Kanalverträge und der Übergabe der US- Stützpunkte an Panama sind die USA verpflichtet, die Neutralität der Wasserstraße „bis in alle Ewigkeit“ zu garantieren.
Seit dem Inkrafttreten der Verträge im Jahr 1978 sind bereits mehrere amerikanische Militär einrichtungen an Panama übergeben worden. Die Kanalzone wurde als völkerrechtliche Einheit formal aufgelöst. Während des Zweiten Weltkrieges waren 67.000 US-Soldaten in Panama stationiert. Zur Bekämpfung der Kommunisten in Lateinamerika wurde 1946 eine amerikanische Heeresschule in Panama gegründet. An ihr wurden Offiziere aus lateinamerikanischen Ländern ausgebildet. Linksgerichtete Lateinamerikaner bezeichneten sie bald als „Schule der Staatsstreiche“, weil an ihr Tausende rechtsgerichteter Offiziere aus Argentinien, Brasilien, Bolivien, El Salvador, Nicaragua und anderen Ländern ausgebildet würden. Aufgrund der Panamakanalverträge mußte die Schule 1984 ihre Pforten schließen. Sie wurde nach Fort Benning im US-Staat Georgia verlegt.
Southcom ist heute zuständig für die amerikanischen Militäroperationen in ganz Lateinamerika. Dazu gehören der Bau von Straßen in Mittelamerika und die Bekämpfung von Rauschgiftschmugglern in Bolivien. In Quarry Heights werden Militärberater ernannt, darunter auch jene, die in El Salvador Truppen in der Bekämpfung von Guerilleros ausbilden. In Panama starten Flugzeuge des US-Geheimdienstes, um in El Salvador Regierungsgegner und in Nicaragua Regierungstruppen aufzuspüren. Schiffe der amerikanischen Marine verfolgen vom Pazifik und vom Atlantik aus den Funkverkehr in Nicaragua.
Aus einer Broschüre geht hervor, daß das Southern Command unter anderem für Katastrophenhilfe, die Evakuierung von Amerikanern aus gefährdeten Gebieten, strategische und taktische Aufklärung, die Bekämpfung des internationalen Terrorismus und des illegalen Handels mit Waffen und Rauschgift zuständig ist. Der Broschüre zufolge ist Southcom außerdem dafür verantwortlich, „der sowjetischen und kubanischen Militarisierung und anderen destabilisierenden Unternehmungen die Stirn zu bieten“. Bryna Brennan (ap)
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