Kommentar: Die Mafia unter uns
■ Vorsicht vor dem Bremer Amtsgericht!
Bremer Kaufmann auf offener Straße von ukrainischen Gangstern ausgeraubt – wer würde sich darüber noch wundern. Nicht erst seit Schmidbauers plutoniumgeladener Moskau-Reise wissen wir, daß alles Böse mal wieder aus dem Osten kommt. Ukrainischer Kaufmann auf offener Straße von Bremer Polizisten ausgeraubt – so etwas glaubt eben einfach keiner, schon gar nicht ein ordentlicher deutscher Amtsrichter.
Dabei hatte Igor Palarmatschuk Ende März sogar noch Glück. Denn ein Kaufhausdetektiv war dabei, als sich einer der beiden Polizisten die 39.000 Mark des Ukrainers einfach in die Tasche stopfte. Die Staatsanwaltschaft wollte die Sache daraufhin zumindest vor Gericht geklärt sehen.
Doch selbst daraus wird nun erstmal nichts. Denn für das Bremer Amtsgericht sind zwei Polizisten so himmelweit glaubwürdiger als ein aus dem Osten zugereister Geschäftsmann, daß es eine persönliche Befragung der beteiligten Personen für überflüssig hält. Dabei praktiziert das Gericht zu allem Überfluß auch noch eine absurde Umkehr der Beweislast: Nicht etwa die beiden Beamten müssen glaubwürdig machen, daß sie das unter Zeugen-Augen abgenommene Geldbündel zurückgegeben haben, sondern der Ukrainer soll beweisen, daß sie es nicht getan haben. Die Mafia ist längst unter uns, zum Beispiel im Bremer Amtsgericht. Dirk Asendorpf
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