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Die Madonna als Wundertüte

„Ich fahr' jedes Jahr mindestens ein halbes Dutzend Mal nach Lourdes“, bekennt der Bochumer Wirt Volker Reizig. Dort will der Jünger in Sachen Bierseligkeit aber nicht zum lokalen Muttergottes-Standbild beten, wie es an dieser heiligen Stätte Millionen von Mühseligen und Beladenen zu tun pflegen. Nein: Der Pächter der „Gerichtsschenke“ an der Victoriastraße verzapft an der Marienwallfahrtsstätte ganz was anderes: Er füllt das Wasser, das dort einem Quell entspringt, in Kanister ab.

Dort, wo vor einem Jahrhundert einer armen, frommen Bauerstochter die Mutter des Heilands erschienen ist, gluckert nämlich segensreiches Wasser aus Hunderten von Hähnen. Ein wahres Wunderwasser soll es sein. Erleuchtet davon kam Volker Reizig als erster auf den Trichter, das Wunder hierzulande zu verscheuern. Weil sich aber vor Ort alle für lau bedienen dürfen, verfiel der Wassermann auf einen Trick. Deziliterweise kübelt er Plastikmadonnen damit voll, das größte Gebinde kostet satte 18 Mark. Per Gebrauchsmuster hat sich der Zapfer die handbemalten, hohlen Stauen vom Deutschen Patentamt zu München schützen lassen. Wohl damit ihm keiner in die Suppe spuckt. „Mittlerweile kommen hier verschämt fromme Rentner in die Kneipe und kaufen mal eben sechs Flaschen“, berichtet er, „aber leider kaufen die sonst nix.“ Thomas Meiser/Foto: T. Runge

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