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Die Macht der Toten

■ Horror und Verschwörungstheorien: Morgen startet das Fantasy-Filmfest

Die 80er Jahre waren für den Fantasy-Film eine fette Zeit. Horrorserien wie Nightmare verankerten sich in der Teeniekultur. Elemente des Splatterfilms fanden Eingang in den Mainstream, getragen von den drei innovativsten Figuren der Dekade: Mann-Maschine, bewaffnete Frau und Computer-Kid, ein für allemal als neue Familie zusammengefaßt in Terminator II. Und, sei er nun mit Sex, Wahnsinn oder Triebtäter-Motiven angerührt, der Thriller war sowieso die tragende Achse der Kinoindustrie.

Tatsächlich droht in den 90ern ein Effekt, den bisher in solchen Ausmaßen nur noch der Western erlebte: Ein Genre wird totgeritten. Spätestens mit Schwarzeneggers Last Action Hero war die Zeit vorbei, da es, etwa mit psychoanalytisch geschultem Blick gelesen, ernsthaft auf subversive Strategien abgetastet werden konnte. Andererseits aber erweist sich das Genre als zäh. Die lange Zeit ausgegrenzten Diskurse, so etwa Sex und Wahnsinn, sind zwar längst vom Mainstream eingeholt (ob auf richtige oder falsche Weise, muß hier nicht diskutiert werden). Als Experimentierfeld für Denkmöglichkeiten aber hat der Fantasy-Film aber noch immer sein Standbein.

Zumindest ist man versucht, so eine etwas globale These zu wagen, wenn man sich das Programm des neunten Fantasy-Filmfestes betrachtet, das von morgen an acht Tage lang in Hamburg in den Kinos Fama, Metropolis und Savoy laufen wird. Das Festival ist längst zur festen Größe im Hamburger Kultursommer geworden. So sei nur kurz erwähnt, daß es mit Die Stadt der verlorenen Kinder am Mittwoch abend eröffnet wird, einem Film also, der einen Tag später sowieso regulär anläuft. Und daß es einen echten Knaller vom Alien-Format bietet: die Europapremiere der Science-fiction-Produktion Species in der Regie von Roger Donaldson, mit Ben Kingsley und Forest Whitacker in den Hauptrollen.

Das Herzstück des Festivals aber sind ja nicht die Vorzeigefilme, die dann sowieso in die Kinos kommen. Wirklich spannend ist der gedrängte Querschnitt durch das Genre, das das Festival bietet, und zwar mit Filmen, die zum großen Teil ansonsten allerhöchstens als Videokassette zu sehen sein werden. Drei Tendenzen können einem dabei auffallen:

Zum einen ist es mit gegenseitigen Effekt-Überbietungsstrategien wohl endgültig vorbei, gegen die Computertechnologien Hollywoods kommt man in Zeiten, da auch die sich trauen, Körper zu zerstückeln, nicht mehr an. Das wissen die Fantasy-Filme mittlerweile aber auch – und ziehen die Konsequenz: Statt auf blutigen Realismus setzen die Regisseure wieder auf die Kunst der Andeutung. Als Beispiel dafür mag der zweite Candyman-Film gelten, der zwar durch banale Erschreckungstaktiken etwas nervt, aber das alte Fantasy-Thema der Macht der Toten über die Lebenden diskussionswürdig aufgreift.

Zweite Tendenz: Wenn sich die Filme nicht in technischen Spielereien verlieren, sondern auf ihre Themen setzen, sind sie gut. Beispiel: Rowell von Jeremy Kagan. Verschwörungs-theorien waren schon immer eine Domäne des Fantasy-Films. In diesem Fall geht es um die Vertuschungsmanöver rund um eine (so unterstellt der Film) stattgefunden habende Ufo-Landung in den Vereinigten Staaten. Und drittens gibt es auch Kontinuitäten: Es gibt immer noch und immer wieder Neues zu entdecken. Beim Festival etwa den dänischen Streifen Final Hour, der Mediensatire hübsch mit einer klaustrophobischen Situation in einer Schule koppelt: Sieben Schüler fallen der Reihe nach einem unsichtbar bleibendem Mörder zum Opfer. Dirk Knipphals

Termine ab Donnerstag täglich auf der Hamburg-Kulturseite

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