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american pieDie Los Angeles Lakers holen sich den NBA-Titel

Zen und die Kunst zu siegen

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Manchmal ist eine Mannschaft einfach dran. Da konnten sich in den NBA-Play-offs die Basketballer der Sacramento Kings, Phoenix Suns, Portland TrailBlazers und Indiana Pacers noch so sehr abstrampeln oder sich sogar schon fast am Ziel wähnen, am Ende mussten sie alle einsehen: Die Los Angeles Lakers waren einfach dran. Wenig nützte es auch der Mannschaft des scheidenden Trainers Larry Bird am Montagabend im Staples Center von Los Angeles, dass sie fast das gesamte Spiel sechs der Finalserie dominierte, am Schluss war sie mit 111:116 geschlagen, und die Lakers waren Meister. Weil sie einfach dran waren. Und weil ihr Coach Phil Jackson hieß.

Drei Dinge hatte der Erfolgstrainer, zuvor sechs Mal Champion mit Michael Jordan, Scottie Pippen und den Chicago Bulls, schon in seinem ersten Jahr beim Hätschelteam der Hollywood-Prominenz bewirkt: Erstens, Harmonie zwischen den beiden Superstars Shaquille O’Neal (28) und Kobe Bryant (21); zweitens, Selbstvertrauen beim Rest des Teams, sodass jeder Einzelne in wichtigen Momenten sein kleines, aber bedeutendes Scherflein beitragen konnte; drittens, eine große Gelassenheit in kritischen Phasen. „Du schaust zu Phil“, sagt Center Shaquille O’Neal, „und wenn er nicht besorgt ist, warum solltest du besorgt sein.“

Auf diese Weise war es den Lakers gelungen, im entscheidenden siebten Match der Halbfinalserie gegen Portland in den letzten zehn Minuten einen 16-Punkte-Rückstand in einen souveränen Sieg zu verwandeln, und auch am Montag gegen die Pacers taten sie im letzten Viertel die richtigen Dinge zur richtigen Zeit. Selbst so glänzend eingestellte und treffsichere Teams wie die Blazers und die Pacers mussten dem permanenten Angriffsdruck, den O’Neal und Bryant entfalten, kräftemäßig Tribut zollen, und oft fehlte dann in den Schlussminuten die Konzentration, um nicht nur Shaq und Kobe, sondern auch die anderen Akteure zu stoppen.

Am Montag brachte es O’Neal zwar auf 41 und Kobe auf 26 Punkte, doch genauso wichtig war, dass Robert Horry, Rick Fox, Glen Rice, Derek Fisher, Ron Harper und A.C. Green trafen oder Rebounds holten, als es den Pacers am meisten weh tat. „Das gefällt mir an Phil“, sagt Shaquille O’Neal, „nicht, was er mit Michael und Scottie gemacht hat, sondern wie die anderen Jungs bei ihm spielen.“

Gewohnt bescheiden stand Jackson abseits, als seine Spieler die Trophäe bekamen, obwohl dieser Titel mit den Lakers auch für ihn eine ganz besondere Genugtuung bedeutete. Endgültig wurde er damit den Ruch los, nur ein Champion von Michael Jordans Gnaden gewesen zu sein. Trotz der beeindruckenden Bilanz der Lakers in der regulären Saison hatten die Medienvertreter nicht ihn, sondern Doc Rivers von den Orlando Magic zum Trainer des Jahres in der NBA gewählt. Shaquille O’Neal spielte auf diese Geringschätzung an, als er bei seiner Ehrung zum besten Spieler der Finalserie sagte: „Ich möchte Phil Jackson danken, dem wahren Coach des Jahres.“

Wohl kaum jemand wollte ihm da widersprechen, zumal der „Zen Master“, wie er wegen seiner Vorliebe für fernöstliche Philosophie genannt wird, nicht nur aus einem disharmonischen Haufen mit zwei isolierten Superstars eine Mannschaft geformt hat, sondern auch auf anderen Gebieten Wirkung zeigte. Nicht zuletzt Jacksons Charisma dürften es die Lakers zu verdanken haben, dass ihnen die Schiedsrichter wesentlich wohler gesonnen waren als in den Jahren zuvor. In Spiel 7 gegen Portland hatten ein ominöses Foul, das die Disqualifikation des Blazers-Centers Sabonis bedeutete, und ein nicht gepfiffenes klares Foul an Steve Smith die Lakers am Ende begünstigt, diesmal beklagte Indiana zwei dubiose Foulentscheidungen gegen ihren Spieler Austin Croshere. Die vier Freiwürfe erhöhten die Führung der Lakers von 110:109 auf 114:109. 13 Sekunden vor Ende praktisch die Entscheidung. „Das waren sehr harte Pfiffe“, sagte Pacers-Guard Mark Jackson später, „immerhin gut, dass die ganze Welt zusah.“ Geholfen hat dies den Pacers aber auch nicht. Die Los Angeles Lakers waren eben einfach dran.

MATTI LIESKE

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