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Die Katzen zeigen Krallen

Konflikt bei den Stella-Musicals: Auch MitarbeiterInnen des „Phantom der Oper“ und in Stuttgart fordern jetzt einen Tarifvertrag  ■ Von Kai von Appen

Der Arbeitskonflikt bei den Hamburger Theatergesellschaften der Stella Entertainment AG verschärft sich. Gestern ließ die Geschäftsführung des Musicals „Cats“ die Sozialplanverhandlungen für die 90 von Entlassung bedrohten MitarbeiterInnen platzen und hat beim Arbeitsgericht beantragt, eine Einigungsstelle einzusetzen. Während der Streik der Belegschaft vom Spielbudenplatz um einen Manteltarifvertrag in die zweite Woche geht, hat die IG Medien gestern auch der Geschäftsführung des Stella-Musicals „Phantom der Oper“ einen Tarifvertrags-Entwurf zugestellt und für heute die Aufnahme von Verhandlungen gefordert.

„Stella ist Weltmeister im Werfen von Nebelbomben“, mit diesen Worten kommentierte IG Medien-Nord-Chef Günther Metzinger die Ankündigung von Stella-Vorstandschef, Klaus von der Heyde, nunmehr über den Deutschen Bühnenverein in Tarifverhandlungen treten zu wollen. Nur so könnte nach Heyde „eine langfristige und solide Tarifabsicherung garantiert werden“.

IG Medien und Belegschaft lehnen diesen Vorschlag kategorisch ab und bewerten ihn als „Hinhaltetaktik“ und „Beruhigungspille für das Hotel-, Gastronomie- und Reisegewerbe“, um das Image zu retten. „So versucht man, die Öffentlichkeit erneut in die Irre zu führen“, meint Metzinger. Denn es liege „nach wie vor ein unterschriftsreifer Tarifvertrag“ vor, der sechs Monate lang ausgehandelt worden sei. Ferner seien alle Verträge zwischen Bühnenverein und IG Medien gekündigt. Zudem vertrete der Verein nur den „künstlerischen Bereich“, nicht aber Berufsgruppen um und hinter der Bühne. Der Konflikt werde gerade von BeleuchterInnen, TechnikerInnen, SchneiderInnen und MaskenbildnerInnen getragen.

Für neuen Zorn bei der „Cats“-Belegschaft sorgt, dass Stella die Sozialplan-Verhandlungen einseitig „als gescheitert“ erklärt habe. Laut Betriebsrat war der Verhandlungsspielraum noch nicht ausgeschöpft. Zuvor hatte der Musical-Konzern angedroht, die Mittel für den Sozialplan nach jedem Streiktag um 100.000 Mark zu kürzen, was von der IG Medien als Erpressung bewertet worden ist. Der Betriebsrat reagierte prompt: Für den gestrigen Abend setzte er eine außerordentliche Betriebsverversammlung an, so dass die abendliche Aufführung erneut ins Wasser fiel.

Indes könnte die starre Haltung des Stella-Managements weitere Folgen haben. Denn nicht nur die „Phantom der Oper“-Belegschaft droht nun mit Streiks zur Durchsetzung eines Manteltarifvertrags, sondern auch die Belegschaft des neuen „Cats“-Standortes Stuttgart fordert inzwischen einen Tarifvertrag. Ab März will Stella nach 15 Jahren Reeperbahn das Katzenspektakel im dortigen Musical-Zentrum im Stadtteil Möhringen aufführen.

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