: Die Hand am Vinyl
■ Ohne Trendvorgaben arbeitet DJ Hype an einem eigenen Drum'n'Bass-Entwurf
„Wo kommst du her, DJ?“ist die Frage der Zeit. Breakbeat hat sich konsolidiert, die Unterschiede verschwimmen, jetzt wird mit Namen und der dazugehörigen individuellen Geschichte geworben. Unter all den Quereinsteigern und umgepolten Ex-Muckern sind es dabei die Menschen mit HipHop-Vergangenheit, die sich die Krone der Authentizität aufsetzen können, denn auf Basis dieser Beats wurde schließlich die Drum'n'Bass-Rhythmik entwickelt. Dementsprechend steht die Aktie eines Alteingesessenen wie DJ Hype (Foto) hoch im Kurs, denn seine Geschichte begann ohne Verzögerungen schon in der Frühzeit des Rap. Damals, zu Beginn der Achtziger, begann er in Clubs HipHop, Ragga und Soul zu mischen und wurde mit den Jahren darin so fingerfertig, daß er im Jahr 1989 Sieger der englischen DJ-Meisterschaften wurde.
In jenen Tagen arbeitete Hype ebenfalls mit den Breakbeat-Pionieren von Shut Up And Dance und auch seine DJ-Sets kündeten von neuen Kombinationen, wo ein schneller gedrehtes HipHop-Instrumental – über House gemischt und durchs Scratching gebrochen – neue Hysterie hervorrief. Genau dies sind Hypes Qualitäten – das genre-unabhängige Miteinander, manuell improvisiert. Denn er ist einer der ganz wenigen Drum'n'Bass-Artisten, die mit der Hand auf dem Vinyl arbeitet.
Clubben, tanzen, durchdrehen sind seine Maxime. Erst vor drei Jahren – und getrieben vom Verlangen seiner ständig wachsenden Anhängerschaft – bewegte sich Hype auf die Veröffentlichung eigener Tonträger zu, gründete zusammen mit dem Produzenten Pascal Ganja Records und wenig später im Trio-Verbund mit DJ Zinc die Ganja Kru, um Musik zu erstellen, die unabhängig von allen Trendvorgaben gleichzeitig rollt und kickt, böse und jazzig ist und die schönsten Bass-Themen weit und breit präsentiert. Die unter diesem Namen im letzten Jahr veröffentlichte EP Still Smokin schoß direkt als eine der erfolgreichsten unabhängigen Jungle-Veröffentlichungen in den Himmel und führte natürlich zum Industrie-Vertrag.
Was aber nichts daran ändert, daß vor Hype ein großgeschriebenes DJ steht – was Handwerk und Zurücknahme hinter dem eigenen Schaffen ausdrückt und wenig mit dem Ego eines Goldies oder Grooveriders zu tun hat. Der Name seiner neuen Firma, wo dieser Tage auch eine erste Mix-CD erscheint, ist von daher bei allem Pathos angemessen: True Playaz Music.
Holger in't Veld
mit Rollin' B & Hardy, Fr. 5. Dezember, 23 Uhr, Markthalle
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