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Archiv-Artikel

Die Guten ins Töpfchen…

CDU rüttelt an Primarschulkonzept: in Deutsch, Mathe und Englisch soll eine Teilung der Schüler nach Leistung möglich sein. Schulsenatorin Christa Goetsch will sich darüber „fachlich auseinander setzen“

VON KAIJA KUTTER

Die CDU steht in der Schulpolitik bekanntlich unter Druck, und das nicht erst seit der angekündigten Parteigründung der Gymnasial-Initiative „Wir wollen lernen“. Um das „bildungspolitische Profil“ zu stärken, hat Markus Weinberg, der Vorsitzende des CDU-Landesfachausschusses Bildung, für Januar ein Positionspapier angekündigt. Darin enthalten ist ein Vorschlag, der die Pläne für die sechsjährige gemeinsame Primarschule auf den Kopf stellt: In den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch soll doch eine Aufteilung der Schüler in A- und B-Kurse, sprich in Leistungsstärkere und schwächere, möglich sein.

„Warum müssen wir Politiker über äußere und innere Differenzierung streiten? Überlassen wir dies doch den Schulen“, wirbt Weinberg gegenüber der taz für seinen Vorschlag. „Man sollte das nicht von oben obstruieren, es muss alles binnendifferenziert laufen.“ Die A und B Kurse sind für ihn als temporäre Lösung oder auch als feste Struktur denkbar, wenn eine Schule sich dafür entscheidet.

Nun ist gerade die Aufhebung der frühen Selektion der Kinder nach der 4. Klasse das Hauptmotiv der Primarschulreform. „Durch solche Kurse würde doch wieder früh festgelegt, welche Kinder auf das Gymnasium kommen“, mahnt denn auch Sabine Boeddinghaus von der Volksinitiative „Eine Schule für alle“. Es sei der Versuch der CDU, so viel Gliedrigkeit wie möglich zu retten. Boeddingshaus sagt: „Wenn die CDU das durchdrückt, kann sich Schulsenatorin Goetsch verabschieden.“ Das angekündigte Papier sei eine Kampfansage der CDU, die zu einem Koalitionsstreit mit der GAL führen müsse.

GAL-Schulsenatorin Christa Goetsch zeigt sich gelassen. Schon bei der Abschaffung der isolierten Hauptschulklassen im Sommer pochte die CDU darauf, dass an den neuen integrierten Haupt- und Realschulen eine solche äußere Differenzierung möglich sein soll, was aber laut Schulbehörde in der Praxis kaum angewendet wird. „Ich bin gespannt auf das Arbeitspapier der CDU“, sagt Goetsch. „Wir werden uns, wenn das Papier da ist, damit fachlich auseinander setzen.“ Im Augenblick finde eine äußere Kursdifferenzierung weder an der Beobachtungsstufe der Gymnasien noch in den 5. und 6. Klassen der Gesamtschulen statt.

Und auch Weinberg verspricht, man werde im Januar das Papier mit dem grünen Koalitionspartner „partnerschaftlich besprechen“. Es ginge darin auch noch um weitere Umsetzungsdetails, die die Eltern beschäftigten, wie die Frage, wie spezielle Profile von Primarschule und weiterführender Schule verzahnt werden. Weinberg: „Es geht uns um die Sorgen der Eltern. Nicht um irgendwelche Parteigründungen.“

An dem Ziel der Primarschule an sich halte die CDU fest. Markus Weinberg: „Längeres gemeinsames Lernen hat enorme Vorteile.“