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Die Guerilla boykottiert

■ Bei Wahlen im mexikanischen Chiapas gewinnt die Regierungspartei

Mexiko-Stadt (taz) – Ein „blutiger Sonntag“ war es entgegen den Befürchtungen vieler nicht geworden, wohl aber ein vergleichsweise schwarzer Tag für die chiapanekische Opposition. Denn diese hatte gehofft, bei den Kommunal- und Landtagswahlen am vergangenen Sonntag die jahrzehntelange Hegemonie der Regierungspartei PRI via Stimmzettel brechen zu können. Nach den vorläufigen Ergebnissen aber konnte die linke Partei der demokratischen Revolution (PRD) nur 16 der insgesamt 109 Gemeindebezirke unter ihre Kontrolle bringen. Die rechte Unternehmerpartei PAN, die in Chiapas über so gut wie keine soziale Basis verfügt, gewann 4 Bezirke, darunter immerhin die Landeshauptstadt Tuxtla Gutiérrez. Der Rest ging, wenn sich die Ergebnisse bestätigen, an die PRI.

Auffällig war vor allem die extrem niedrige Wahlbeteiligung. Nur 35 Prozent der 1,6 Millionen Wahlberechtigten füllten am Sonntag überhaupt einen Stimmzettel für Bürgermeisterposten und Landtagsabgeordnete aus. Schuldige für das elektorale Desinteresse wurden von den Parteien allerorten gesucht: beim Wettergott, bei der schlechten Organisation, bei den verbreiteten Einschüchterungsversuchen und, wie PRI-Sprecher immer wieder betonten, bei den Kassandrarufen des Bischofs, der vor Gewalt gewarnt hatte. Am schmerzlichsten war für die PRD dagegen besonders der Wahlboykott der Zapatistenguerilla EZLN. „Mindestens“ 20 Bürgermeister, vor allem in den zapatistischen Hochburgen in Regenwald und Hochland, habe man durch den Boykottaufruf verloren, schätzen PRD-Politiker.

Hinzu kommt – wieder einmal – Wahlbetrug. Ganz so ein „weißer Wahlsonntag“, wie es Landesvater Ruiz Ferro behauptet hatte, war es denn doch nicht: In über 20 Gemeindebezirken listeten die Oppositionsparteien die altbekannten „Unregelmäßigkeiten“ auf: von fehlenden Wahlscheinen über Stimmenkauf, massive Beeinflussungs- und Einschüchterungsversuche durch lokale Kaziken und Militärpatrouillen bis zum nachträglichen „Auffüllen“ der Urnen. Anne Huffschmid

Kommentar Seite 10

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