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Die Grammatik des Mandalas

■ Der Bremer Maler und Kunstprofessor Karl Heinrich Greune in der Kommunalen Galerie mit seinen graphischen Konstruktionen

Wenn Karl Heinrich Greune sich seinen idealen Betrachter träumt, dann ist das jemand, der (oder die) sich Zeit läßt. Die vor einem einzelnen seiner großformatigen Bilder stehen bleibt und schaut. Sich einen Stuhl nimmt, sich hinsetzt und schaut. Eine Viertelstunde lang oder zwanzig Minuten, immer nur schaut. Dann erst kann sie nämlich entdecken, dann erst fangen nämlich seine Bilder an, fangen an zu erzählen, fangen an Verknüpfungen herzustellen zwischen den verschiedenen Zeichenebenen, zwischen den eingeschriebenen und den hineingesehenen Zusammenhängen.

Karl Heinrich Greune ist in Bremen nicht irgendwer. Der 1933 in Braunschweig geborene Künstler lehrt seit 1966 an der Hochschule für Künste in Bremen. Heerscharen von Bremer KünstlerInnen sind durch seine Fittiche gegangen. In Bremen gibt es keinen anderen, der solch massive Spuren in der Künstlerszene hinterlassen hat. Angesichts dieser einzigartigen Bedeutung in Bremen und in Anbetracht von Greunes 60tem Geburtstag in diesem Jahr hat die Städtische Galerie im Buntentorsteinweg dem Künstler und Künstlerlehrer eine große Einzelausstellung mit Katalog (teilweise von Greune selbst finanziert) gegönnt, in der Greune einerseits den schönen großen Ausstellungsraum mit neuen Arbeiten schmückt, während er im Foyer einige ältere hängen hat.

Greune ist stolz darauf, sich Zeit seines Künstlerlebens nie angepaßt zu haben, darauf daß erabgesehen von einem mißratenen Marx-Portrait — auch in den 60ern so wenig sozialistischen Realismus trieb wie er später in den 80ern den Neuen Wilden nacheiferte. Greune tut etwas anderes. Sosehr seine Bilder auf den ersten Blick nach dem großen, energischen Wurf aussehen, so sehr seine luftigen Farbflächen und die scheinbar zufällig auf den großen Leinwänden verteilten Striche und Zeichenreste dem impulsiv-genialischen Duktus ähneln, so sehr unterscheidet sich seine Arbeitsweise in Wirklichkeit von diesem ersten Anschein.

Beim näheren Blick entschlüsselt sich das. Im wilden Farbgeknäuel entziffern sich figürliche Chiffren, lassen sich Zeichnungen entdecken, deren syntaktischer Zusammenhang nicht durch die Abbildung irgendeiner Realität definiert ist, sondern durch eine formale Grammatik der Zeichen. Struktur heißt das entscheidende Stichwort, der strukturale Zusammenhang der Zeichen ist es, der Greune interessiert. Ein In

hier bitte

die Zeichnung

Der Tod des Buddha VI, 1991

teresse, das die Brücke schlägt von den von Schwarzweißtönen dominierten frühen Arbeiten zu den neuen, „impressionistischen“, in denen er unter Verzicht auf jede realistische Abbildung lichtdurchflutete Räume der Imagination erschafft.

Greunes Malen ähnelt der Idealvorstellung, die er von seiner Betrachterin hat. Langsam geht er an die Arbeit, setzt einen

Strich, ein Zeichen. Dann, gemäß formaler Kriterien, ein weiteres. Dann wieder ein Strich. Eine Farbfläche. Eine Zeichnung, ein Zeichen. Immer wieder Pausen dazwischen. Schauen. Überlegen. Warten. Warten darauf, daß ihm das entstehende Bild etwas mitteilt. Ein Bild als graphische Konstruktion. Ein Mandala, das erst in dem Moment fertig ist, wo nichts mehr hinzuzufügen geht. step

Noch bis zum 28.3.. Öffnungszeiten; Di. - Fr. 10 bis 16 Uhr; Do 10 bis 20 uhr; So. 11 bis 16 Uhr.

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