: Die Geschichte einer „Endoffensive“
■ Der zwölfjährige Bürgerkrieg in El Salvador war geprägt von blutigen Massakern und mehreren gescheiterten Dialogversuchen zwischen Regierung und linker Guerilla
Nur drei Monate nach dem revolutionären Umsturz in Nicaragua setzen junge salvadorianische Militärs am 15. Oktober 1979 den Präsidenten General Carlos Humberto Romero ab, um einem von Volksbewegungen getragenen Aufstand zuvorzukommen. Eine Revolutionsjunta aus Offizieren, fortschrittlichen Politikern und Unternehmern verspricht Reformen. Unter dem Mißtrauen der Linken und dem Boykott der Rechten bricht die Junta bald zusammen, die provisorische Staatsführung rückt immer weiter nach rechts. Spätestens seit der Aufnahme des Christdemokraten Napoleon Duarte in die Junta im März 1980 übernehmen die USA die Regie. Am 24. März wird Erzbischof Romero, ein Fürsprecher der Unterdrückten, von rechten Verschwörern ermordet. Das Begräbnis endet in einem Massaker. Im Laufe des Jahres schließen sich die Volksbewegungen und linken Parteien zur Demokratisch-Revolutionären Front (FDR, im April) und die fünf Guerillaorganisationen zur Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN, Oktober) zusammen.
Im Januar 1981 versucht die FMLN eine „Endoffensive“, kann mehrere Städte besetzen und Kasernen einnehmen, aber keinen Volksaufstand auslösen. Im Laufe des Jahres kommen die ersten in den USA ausgebildeten Spezialeinheiten der Armee zum Einsatz. Das Bataillon „Atlacatl“ beteiligt sich im Dezember an einem Massaker an 800 Bauern im Dorf Mozote, im Einflußgebiet der Guerilla. Im März 1982 wird auf Drängen der USA eine Verfassunggebende Nationalversammlung gewählt, die die politische Normalisierung einleiten soll. In umstrittenen Wahlen mit hoher Enthaltung wird die rechtsextreme ARENA stärkste Partei. Nach dieser Schlappe kann die FMLN ihr Einflußgebiet durch die militärische Eroberung von Dörfern ausdehnen.
1984 wird Napoleon Duarte zum Präsidenten gewählt. Oktober/ November gibt es zwei weitgehend konsequenzlose Dialogrunden mit der FMLN. Der Friedensplan der zentralamerikanischen Präsidenten, Esquipulas II, zwingt die Regierung zur politischen Öffnung, politischen Amnestie und Aufnahme eines neuen Dialoges. Die Führer der Linksparteien kehren aus dem Exil zurück. 1988 verlieren die Christdemokraten die Parlamentswahlen an die rechte ARENA, 1989 auch die Präsidentschaft. Eine Großoffensive der FMLN bringt das Regime an den Rand des Zusammenbruchs. Militärs ermorden den Rektor der Jesuitenuniversität, fünf weitere Jesuitenpatres und deren Hausangestellte. Die Vereinten Nationen werden als Vermittler eingeschaltet. Im April 1990 kommt unter Vermittlung von Perez de Cuellar in Genf der Dialog wieder in Gang. Bei Parlamentswahlen im März 1991 verliert ARENA die absolute Mehrheit. Das Parlament muß als Ergebnis des Dialogs ein Paket von Verfassungsänderungen absegnen. Im September verspricht ein Rahmenabkommen in New York unter Federführung von Perez de Cuellar den baldigen Frieden.
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