Die Droge der Kampfpiloten

RED BULL & CO Der Senat verkostet Energy Drinks und muss sich über ein mögliches Verbot des Verkaufs an Kinder und Jugendliche Gedanken machen

Heute berät der Senat über die Gesundheitsgefährdung durch Energy Drinks. Hintergrund ist eine Initiative der SPD, die sich über ein mögliches Verkaufsverbot der Aufputsch-Getränke an Kinder und Jugendliche Gedanken macht.

Energy Drinks enthalten hohe Mengen an Zucker, Vitaminen, Koffein und zum Teil auch Wirkstoffe wie Taurin, das in Ländern wie Frankreich und Dänemark unter die Medikamenten-Verordnung fällt. Gerade in Sport-orientierten Jugendszenen erfreuen sie sich hoher Beliebtheit, obwohl eine körperliche Leistungsfähigkeit in Studien bisher nicht nachgewiesen werden konnte.

Andererseits, sagt SPD-Gesundheitspolitiker Winfried Brumma, könne ein hoher Konsum dieser Drinks durchaus negative Folgen haben: „Energy Drinks können für ernsthafte Erkrankungen verantwortlich sein.“ Bei der Frage eines Verbots ist Brumma skeptisch. „Dadurch wird das noch attraktiver“, fürchtet der Bürgerschaftsabgeordnete mit Verweis auf historische Alkoholverbots-Erfahrungen wie während der „Prohibition“ in den 1920er Jahre in den USA.

Neben erweiterten Warnhinweisen auf den Verpackungen müsse jedoch über Aufklärungskampagnen nachgedacht werden – auch die Behandlung des Themas im Bremer Schulunterricht sei sinnvoll.

Um an die Zielgruppen heran zu kommen, soll in Diskotheken, Jugend und Sporteinrichtungen ebenfalls über die in den Energy Drinks enthaltenen Wirkstoffe informiert werden. Dietrich Mateschitz, der Erfinder der Marke Red Bull, der Ende der 1980er Jahre Energy Drinks aus Thailand nach Europa importiert hatte, platzierte die vermeintlichen Energiespender mit großem Erfolg vor allem in den Techno und Funsport-Szenen.

Allerdings sind auch Schwangere, Stillende und Menschen mit Herzkreislauf-Problemen aufklärungsbedürftig: Für sie gilt ein regelmäßiger Energy Drink-Konsum als besonders risikoreich, da Taurin als Stoffwechselbeschleuniger dem Kreislauf sehr stark zusetzen kann. Entwickelt wurden Energy Drinks von der japanischen Armee, um insbesondere ihren Kampfpiloten zu kurzfristigen Konzentrations und Leistungssteigerungen zu verhelfen.

Am 22. Januar ist der Umgang der Bremer Behörden mit Energy Dinks Thema in der Bürgerschaft. Plastisches Beispiel könnten dann die Energy Drink-Dosen mit dem „Sixday Bremen“-Aufdruck sein, die im Januar in der Stadthalle verteilt wurden. Im Kleingedruckten wird dort zwar Kindern und Schwangeren „vom Verzehr abgeraten“ – jedoch kombiniert mit dem ebenso widersprüchlichen wie unspezifischen Ratschlag: „Nur in Maßen konsumieren.“  HB