: Die Buga als Friedhof?
■ Zu den Plänen, die Buga nach Ost-Berlin zu verlegen
KOMMENTAR
Wird die Koalition nun doch nicht am Potsdamer Platz, sondern im Wuhletal begraben? Das Tal zwischen den Trabantenstädten Hellersdorf und Marzahn bietet sich durchaus an. Denn dort, wo Bausenator Wolfgang Nagel und sein Ostberliner Helferlein Clemens Thurmann die Bundesgartenschau angießen möchten, liegen jetzt schon zwei Friedhöfe: der von Biesdorf und der von Kaulsdorf. Totenruhe im Osten und Koalitionsfriede im Westen wären jedenfalls erheblich gestört. Die Buga in der Stadtmitte ist ein, wenn nicht das Lieblingsprojekt der AL-Umweltsenatorin Schreyer. Nie und nimmer würde sie es hinnehmen, daß Nagel ihr hier den Rasen unter den Füßen wegzieht.
Der Bausenator kennt das Provokatorische seines Buga-Plans genau. Der alte Wahlkampfmatador zielt damit nicht nur auf die Herzen der zahllosen PDS-Wähler in den beiden Trabantenstädten, er betreibt auch den Bruch der rot-grünen Koalition. Hier hat der Bausenator Hellsichtigkeit und Hinterlist so geschickt verbunden, daß man gar nicht mehr sachlich über das Für und Wider einer Buga-Verlegung diskutieren möchte. Der Beglückungsplan für Hellersdorf klingt zwar bestechend: Dem Westen wird genommen, dem Osten gegeben. Aber das ist wohl schon Teil des Kalküls: Wehrt sich Schreyer, kann sie der Rolle der geizigen West-Tante nicht entkommen. Bricht daran die Koalition, hat die AL den Schwarzen Peter.
Wahrscheinlich wird die Koalition trotzdem nicht in der Wuhlheide auseinanderbrechen, sondern am Wannsee: Vermutlich knallt es wegen des Forschungsreaktors im Hahn-Meitner -Institut und das schon in den nächsten Tagen. Anschließend wird Nagel nebenberuflich Umweltsenator und dann darf er seine Argumente für eine Buga in Marzahn noch einmal vortragen. Falls ihn das Thema dann noch interessiert...
Hans-Martin Tillack
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