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AUS DEM MONOPOLISTEN MICROSOFT WERDEN BALD ZWEIDie Branche hat Aufsicht nötig

Der Monopolist Microsoft wurde in erster Instanz verurteilt und soll nun zweigeteilt werden: in einen Monopolisten für Betriebssysteme wie Windows und in einen für Anwendungsprogramme wie Word oder den Internet Explorer. Ob das wirklich die Vorherrschaft von Microsoft bricht, ist unter den Experten mit Recht umstritten – zumal der Konzern natürlich diese Entscheidung bis in die letzte Instanz anfechten wird.

Der Lärm in der Branche um das Kartellverfahren ist trotzdem groß. Bezeichnend ist dabei, dass weniger um Microsoft selbst gestritten wird. Hier sind die Fronten klar zwischen Microsoft-Gegnern („Dem Kraken müssen möglichst viele Arme abgehackt werden“) und -Befürwortern („Hat doch den universellen Standard gebracht“). Vielmehr jedoch wehren sich die Software- und Internetleute gegen den Gedanken, dass sich der Staat überhaupt in ihr Geschäft einmischt.

Hier scheint es unter den schnittigen neuen Unternehmern ein kleines Missverständnis zu geben: Natürlich hinkt der Gesetzgeber hinter den Entwicklungen in schnelllebigen Branchen her – ob nun Internet, Gentechnik oder sonstwo. Das kann aber nicht heißen, dass in der Welt der Computer die Industrie die Rahmenrichtlinien nach ihrem Gusto selbst festlegt. Die Branche soll ihren freien Markt haben. Aber der Staat darf und muss trotzdem nachsehen, ob der Markt auch für die Kunden funktioniert. Genauso verhält es sich mit der derzeitigen Diskussion um die Steuern im Netz. In den USA wie in der EU fordern einige Internet-Versender ernsthaft, dass sie von der Mehrwertsteuer befreit werden. Da könnte ja jeder kommen.

Wenn eine Branche Anschubsubventionen oder andere Starthilfen braucht, kann darüber diskutiert werden. Aber die Softwarebranche ist doch längst aus den Kinderschuhen heraus und ein profitables Business. Deshalb ist es gut, dass die US-Regierung gegen Microsoft vorgeht, auch wenn der Prozess letztlich keine harten Auswirkungen auf die Firma haben sollte. Allein dass die Branche weiß, sie wird behandelt wie jede andere auch, war den Aufwand wert. REINER METZGER

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