■ Kommentar: Die Bewag ist Nebensache
Was mußte sie sich nicht alles anhören. Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat mit dem Durchboxen des Bewag-Verkaufs für eine Serie intellektueller Kurzschlüsse in der Stadt gesorgt. Die Bewag müsse deutsch bleiben, holte sich Klaus Landowsky die heikle Frage auf Stammtischniveau herunter. Dann biß Volker Liepelt zu: Die Senatorin arbeite nicht professionell, weil sie im Urlaub die Verhandlungen en passant führe. Angespornt von den Christdemokraten durfte auch die Journaille mitstammeln. Mancher Reporter avancierte zum energiepolitischen Experten, Marke: Wann verkaufen sie die Bewag endlich? Nun ist sie so gut wie verkauft. Fugmann-Heesing Superfrau?
Die Finanzsenatorin hat gewonnen. Und doch hat das Land verloren. Das Abgeben des Stromversorgers raubt der Stadt den Einfluß auf die Energiepolitik. Die Regulierungsgesetze jedenfalls, die diesen Einfluß beim Staate belassen könnten, werden nun einmal nicht in Berlin verabschiedet, sondern in Bonn oder Straßburg/Brüssel. Auch wenn durch den Verkauf, wie es heißt, 2,85 Milliarden Mark in die Kassen kommen – die desaströse Finanzlage bessert das kaum. Die Milliarden plumpsen ins Etatloch, und die Berliner Haushälter tragen weiter ihr Tafelsilber zu Markte. Am schwersten wiegt vielleicht der Verlust an politischer Kultur. Was sich in den Verhandlungen an gezielten Indiskretionen und politischen Schaukämpfen zutrug, war abschreckend. Die selbsternannten Experten werden auch nach dem Geschäftsabschluß nicht an sich halten. Denn es ging eigentlich nie um die Bewag, sondern immer nur um eines: die öffentliche Demontage der profiliertesten SPD-Senatorin. Christian Füller
Siehe Bericht Seite 22
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