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Die Bahn läuft auf

■ Aumühle: Lärmschutzstreit um DB-Strecke nach Berlin / Wer muß zahlen?

Im Sachsenwald ist die Deutsche Bahn (DB) mit den Planungen für Ausbau und Elektrifizierung der Berlin-Strecke auf einen Prellbock gestoßen. Vorläufig gebremst wurde sie von den Bewohnern der Gemeinde Aumühle. Die schrieben im Planfeststellungsverfahren rund 800 Einwendungen gegen die DB-Pläne. Jetzt wurde das Verfahren vorläufig unterbrochen, es herrscht Uneinigkeit über die Umsetzung von Lärmschutzbestimmungen.

Für Zündstoff im Sachsenwald sorgt vor allem die Frage, wer für die Erfüllung der Auflagen des Lärmschutzgesetzes verantwortlich ist. Die Bahn, so Sprecher Helmut Kujawa gestern, sieht sich nur zum Teil in der Pflicht. Ihre „aktiven“ Lärmschutzmaßnahmen müßten durch „passive“ der Anwohner ergänzt werden. Die Bewohner von Aumühle sehen das nicht ein und sich darin durch ein neues Gutachten bestätigt.

Es kommt von Professor Hans Hewetter, einem Bauexperten der Universität Essen. Der verweist unter anderem auf ein Altenheim an der Bahnstrecke, in dessen sechstem Stock die Bewohner über Loggien verfügen: „Wenn die Bewohner ihre Loggien durch Doppelverglasung passiv schützen, haben sie keine Loggien mehr. Das kann ja auch nicht sein.“ Die Bahn müsse „aktiv“ auch Außenanlagen wie Balkons schützen. Daß für das Heim durch Nachlässigkeit der Gemeinde zwei Bebauungspläne und damit zwei Grenzwerte gelten, macht eine Lösung nicht leichter.

Angesichts der unklaren Lage entschloß sich das Verkehrsministerium in Kiel gemeinsam mit dem Eisenbahn-Bundesamt, das Planfeststellungsverfahren zu unterbrechen. Die Unterlagen der Bahn seien „vor allem im Bereich des Lärmschutzes nachbesserungsbedürftig gewesen.“ Von Milliardenforderungen an die DB und einer neuen Trassenführung, über die im Aumühler Rathaus gemutmaßt wird, will man bei den Bahnern nichts wissen. Kujawa: „Wir werden jetzt eine Stellungnahme auf der Grundlage der Vorschläge von Professor Hettwer ausarbeiten.“ dpa

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