Die Ausreise der Tate-Brüder: Erster Griff nach Europa
Den Tate-Brüdern wird in Rumänien Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung vorgeworfen. Trotzdem konnten die beiden Trump-Fans in die USA ausreisen.
N un also doch: Die beiden Brüder Andrew und Tristan Tate haben Rumänien am Donnerstag Richtung USA verlassen, in einem Privatflugzeug. Das ist nicht irgendeine Ausreise irgendwelcher Männer, nein, das ist ein handfester Skandal. Denn man darf davon ausgehen, dass US-Präsident Donald Trump hier seine Finger im Spiel hat. Die Tates wurden 2022 in Rumänien wegen des Verdachts auf Menschenhandel, die Gründung einer kriminellen Vereinigung und sexuelle Ausbeutung von Frauen festgenommen.
Bis jetzt galt ein Reiseverbot für die beiden Trump-Unterstützer und Influencer mit Millionen Followern auf X. Sie sollten sich vor einem rumänischen Gericht für die ihnen vorgeworfenen Taten verantworten, der Prozess konnte wegen Formfehlern allerdings noch nicht beginnen. Die Ausreise ist nicht nur ein Skandal, weil zwei mutmaßliche Vergewaltiger ohne Prozess und trotz eines Reiseverbots in die USA ausgeflogen wurden und sich so einer Verurteilung entziehen könnten.
Der Skandal liegt vor allem darin, dass sexuelle Gewalt – sehr zugespitzt formuliert – in der US-Administration unter einem misogynen Präsidenten offenbar als legitimes Verhalten nicht nur gebilligt, sondern sogar mit Schutz der US-Behörden belohnt wird. Denn nicht anders ist es zu verstehen, dass ein Vertreter der US-Regierung am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz den rumänischen Außenminister auf die Tate-Brüder ansprach. Damals beharrte der rumänische Politiker darauf, die USA mögen keinen Druck für eine Freilassung ausüben. Das ist offenbar misslungen, Rumänien hat nachgegeben.
Es ist nicht bekannt, unter welchen Auflagen die mutmaßlichen Kriminellen Europa verlassen durften. Ebenso wenig ist überliefert, womit die USA das agrarisch geprägte Land in Osteuropa erpresst haben könnten. In Rumänien gibt es neben Erdöl und Erdgas vor allem Eisenerze, Gold, Silber, Uran. Mit seinem Ukraine-„Deal“ zeigt Trump der Welt gerade, dass er alles haben kann, wenn er nur will. Eben auch zwei mutmaßliche Vergewaltiger, die ihm jetzt noch stärker huldigen dürften.
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