: Die Ausnahme als Regel
■ Finkenwerder: Erzieher krank, KiTa zu
Hamburgs Eltern müssen zukünftig selbst in Kindertagesheimen arbeiten. Dies scheint die einzige Lösung zu sein, um die Sparmaßnahmen der Vereinigung städtischer Kinder- und Jugendheime aufzufangen. Donnerstag und Freitag besetzten etwa 15 Eltern das Kindertagesheim Jeverländerweg in Finkenwerder; die Eltern von 44 Kindern hatten kurzfristig erfahren, sie müßten ihre Sprößlinge anderweitig unterbringen.
Der Grund: die dünne Personaldecke. Ähnlich wie im Fall Eulenstraße (taz berichtete) fehlen BetreuerInnen. Für 103 Kinder sind zehn Arbeitskräfte vorgesehen, davon fehlen sechs wegen Krankheit, so Renate Sperling, Leiterin des Kindergartens. Der Vorstand der Vereinigung der Kinderheime ließ daraufhin zwei Gruppen mit je 22 Kindern schließen. „Die Vereinigung wollte kein Personal schicken, weil keine Mittel mehr vorhanden sind“, beschreibt Sperling die Situation.
Für die größtenteils berufstätigen Eltern eine Katastrophe: „Einige verlieren ihre Arbeitsplätze, wenn sie ständig für Kinderbetreuung frei nehmen“, fürchtet Jochen Schmidt, Vater und Mitorganisator der Besetzung. Die Sparpolitik der Vereinigung führt in immer mehr Fällen zur Selbstorganisation der Eltern. Deren Zorn ist groß. „Es wird nicht reagiert“, ärgert sich Schmidt.
Die Vereinigung will jetzt handeln: „Wir werden ab Montag einen Notdienst für Kinder berufstätiger Eltern einrichten“, versprach Monika Tegtmeier, Referentin für Kindertagesstätten im Kreis Harburg. Die Eltern wollen das nicht akzeptieren. Ihre Forderung: „Situationen, in denen Gruppen geschlossen werden, müssen generell verhindert werden.“
Außerdem setzen sie sich für eine allgemeine Verbesserung der Personalsituation ein: „Der Ausnahmezustand ist hier die Regel“, sagte Schmidt. Dies bekräftigte auch Monika Tegtmeier. Die Vereinigung habe eine Personalausfallquote von 25 und eine Vertretungsquote von vier Prozent pro Jahr. Wie es in Finkenwerder weitergehen soll weiß niemand, die Eltern wollen ab Montag weiter besetzen.
al
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