: Die Angst hat ein Ende
■ Sechs BremerInnen aus Kurdistan zurück
Bonn Noch etwas blaß um die Nasenspitze, aber sichtlich erleichtert zeigte sich der 20jährige Bremer Philosophiestudent Oliver Kontny gestern mittag in Bonn. Seit Dienstag abend sind er und seine fünf ReisegefährtInnen wieder in Deutschland. Sie hatten sich vor Ort ein Bild von der Situation der KurdInnen in dert Südost-Türkei machen wollen und waren dabei der trkischen Geheimpolizei in die Hände gefallen. Resultat: Nach einer Reihe von Behinderungen waren sie festgesetzt worden.
48 Stunden lang hatte Kontny keine Minute geschlafen. Die Unsicherheit und die Angst während der Arrestierung hatten ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Und dabei hatte sich die Gruppe bereits an die massive Präsenz türkischer Polizeikräfte gewöhnen müssen. Der Begleitschutz sei im Laufe der Reise verstärkt worden, sodaß eine Kontaktaufnahme mit der Bevölkerung kaum noch möglich gewesen sei, berichtete Oliver Kontny. Die Angst, überhaupt etwas zu sagen, habe man in den Augen der GesprächspartnerInnen deutlich lesen können. Alle Gespräche mit Einheimischen habe die Gruppe dokumentiert, fügte er hinzu, außerdem habe sie Fotos von zerstörten kurdischen Dörfern und Flüchtlingssiedlungen vertriebener Kurd Innen gemacht.
Genau diese Fotos waren den türkischen Behörden offensichtlich ein Dorn im Auge: „Als wir unsere Filme um keinen Preis herausgeben wollten, haben uns Polizeibeamte aus dem Bus geholt und unter Arrest gestellt.“ Und so habe das zermürbende Warten im Hotel in Cizre begonnen. Den Studenten wurden terroristische Absichten unterstellt, die sie in den stundenlangen Verhören jedoch immer wieder von sich wiesen.
Nachdem sich die deutsche Botschaft, das Auswärtige Amt, eine SPD-Bundestagsabgeordnete und die Bremer Ausländerintegrationas-Senatorin um die Freilassung der sechs jungen Leute aus Bremen bemüht hatten, durften sie schließlich am Dienstag das Land verlassen. Die 30 Filme, die Fotoapparate, den Computer und den Videorecorder durften sie allerdings nicht nach hause mitnehmen. Und das ärgert Oliver Kontny am meisten: „Jetzt haben wir nichts mehr in der Hand.“ Kirstin Hausen
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