■ Die Anderen: „Die Augen links! Bundeswehr bemüht sich um breiteres politisches Spektrum“ titelt die „Süddeutsche Zeitung“ / „Le Figaro“, „Der Bund“ und „Der Tagesspiegel“ schreiben zu den Pannen beim israelischen Geheimdienst Mossad
„Die Augen links! Bundeswehr bemüht sich um breiteres politisches Spektrum“ titelt die „Süddeutsche Zeitung“: Im Blick auf die jüngsten rechtsextremen Vorfälle bemüht sich die Bundeswehr nun auch um ein breiteres politisches Spektrum. Deshalb werden die Anzeigen auch erstmals in der linksalternativen tageszeitung geschaltet. Dort hat die Ankündigung allerdings heftige Diskussionen ausgelöst. In einer internen Mitteilung meinte die taz darauf hinweisen zu müssen, daß auch sie ohne Werbung nicht existieren könne. An der kritischen Berichterstattung werde dies aber nichts ändern, verspricht das Blatt, das sich nun seinerseits um mehr Leser unter den Soldaten bemühen will.
„Le Figaro“ aus Paris schreibt zu den Pannen beim israelischen Geheimdienst Mossad: Zum dritten Mal in sechs Monaten haben sich die Mossad-Agenten in flagranti erwischen lassen – bei der Spionage. Dies ist das schlimmste Berufsvergehen, das es in der Welt der Geheimdienste gibt. Der israelische Ministerpräsident hängt die Sache niedrig: Er setzt auf intensive Geheimdiplomatie, damit der Agent in der Schweiz rasch verurteilt und nach Israel abgeschoben wird. Netanjahu hofft, daß die bilateralen Beziehungen – vor allem die zwei Milliarden Dollar Außenhandelsbilanz – helfen, eine freundschaftliche Lösung zu finden. Die Affäre um die jüdischen Vermögen bei Schweizer Banken hat das Klima zwar etwas verschlechtert, aber der jüdische Staat hatte sich jedes direkten Drucks enthalten.
„Der Bund“ aus Bern schreibt zum gleichen Thema: Spionage ist weltweit ein altes Geschäft. Vor allem die Wirtschaftsspionage hat die Ost-West-Konfrontation überlebt; allein in der Schweiz wurden in den vergangenen Jahren über hundert Fälle aktenkundig. Sich moralisch zu entrüsten, ändert da wenig. Der Mossad jedoch, der in den Jahren der Bedrohung zur Sicherheit Israels beitrug, ist nun selber zum Sicherheitsrisiko geworden. Sein Chef ist nach den jüngsten Pleiten abgetreten. Die Verantwortung allerdings liegt nicht so sehr bei ihm, sondern bei Ministerpräsident Netanjahu: Seine Vorstellungen von der Sicherheit Israels sind schlicht antiquiert.
„Der Tagesspiegel“ aus Berlin meint: Nun ist eine zweite Aktion innerhalb von fünf Monaten gründlich danebengegangen. Daß dies außerdem, offenbar durch gezielte Indiskretion, an die Öffentlichkeit gelangte, deutet auf erhebliche Rivalitäten innerhalb der Organisation hin. Wie es scheint, sollte dem Rücktritt von Mossad-Chef Danni Jatom noch etwas nachgeholfen werden. Ein Geheimdienst, der gegen sich selbst intrigiert: ein gelungenes, aber absurdes Schauspiel. Ginge es nicht auch um die Sicherheit des Landes, könnte man fast höhnisch werden.
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