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Die 90er synchron gesprochen

■ Neu im Kino: „Drei von ganzem Herzen“ bzw. A liebt B liebt C

Jeder kennt die Geschichte in- und auswendig, aber viele wollen sie offensichtlich immer wieder erzählt bekommen: Bei „A liebt B aber B liebt C“ kann man im Kino alle paar Monate wieder lachen, weinen, hoffen und leiden. Allzuviel Originalität oder gar künstlerischer Anspruch stören da nur, und die Finesse, mit der etwa Lubitsch oder Truffaut die Sache angingen, kann man bei einem Film, der schon mit dem Titel so ins Haus fällt, kaum erwarten.

Regisseur Yurek Bogayevicz hat sich beim Drehbuch so streng an die Formeln und Konventionen gehalten, daß man bei einigen Szenen nicht nur auf die Sekunde genau vorhersehen kann, was passieren wird – man könnte auch viele Dialoge synchron mitsprechen und die Einsätze der Filmmusik dirigieren.

Auch die angeblich hochmodernen Variationen, mit denen „die Hoffnungen und Ängste der 90er symbolisiert“ werden sollen (so im Presseheft), sind ganz so neu nun auch wieder nicht: A und B sind lesbisch, C ist ein Callboy – also eine gewendete Mischung aus „Pourquoi Pas“ und „Pretty Woman“.

Aber man verzeiht einem Film ja viel, wenn nur die SchauspielerInnen sympathisch sind – und zumindest hierfür hat Bogayevicz eine gute Nase. Mit William Baldwin (Sliver), Sherilyn Fenn (Twin Peaks) und Kelly Lynch (Drugstore Cowboy) hat er einige der attraktivsten jungen Hollywoodstars zusammengebracht. Und selbst wenn die Kamera sie schon zum zwanzigsten Mal in allzu geleckten Nahaufnahmen badet, kann man sich nicht entscheiden, wer von ihnen die schöneren Augen hat: Baldwin oder Fenn.

„Drei von ganzem Herzen“ - der Film ist ein wenig amüsant, ein wenig sentimental, ein wenig langweilig und vor allem sehr, sehr nett. Leidenschaft ist in keiner Sekunde spürbar: Das Herz lodert nicht, sondern leuchtet nur in schön kitschigem Rot.

Wilfried Hippen

Schauburg täglich um 18.00, 20.30 und um 23.00 Uhr

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