■ Gott und die Welt: Dialog der Experten
Die evangelische Kirche hat was Weltliches, sie scheut kein Problem und keine Zielgruppe. Am übernächsten Wochenende wird sie in Starbesetzung – also inklusive Bischöfin – mit einer ganz harten Gang diskutieren: Hamburgs Polizei. Man trifft sich in der Segeberger „Evangelischen Akademie Nordelbien“. Das Thema: Was tun mit der heidnischen Menschenlawine aus nichtabendländischen Regionen? Oder offiziell: „Wohin entwickelt sich unsere Gesellschaft?“
Offiziell eingeladen sind Repräsentanten der Innenbehörde, Spitzenleute der Polizei, „Kirchliche Persönlichkeiten“, Gäste vom Bundesgrenzschutz und Polizeiseelsorger. Da werden dann Experten unter sich sein und sich an Fragestellungen abarbeiten wie: „Wertewandel in Kirche und Polizei“ – hier gibt es besonders polizeilicherseits was zu besprechen. Oder: „Die korrumpierbare Gesellschaft“ – auch dazu hat die Polizei aktuelle Insidererfahrungen einzubringen. Schließlich dann das Superthema: „Ausländer und Kriminalität“ – absolut angesagt, nur ein bißchen verkehrt herum aufbereitet. Es müßte wohl heißen: „Ausländer und kriminelle Polizisten.“
Doch so genau nimmt es die Kirche dann doch nicht. Schließlich war sie so ziemlich die einzige öffentlich relevante (naja) Gruppierung, die zum jüngsten Polizeiskandal keine Stellungnahmen an die Redaktionen abfaxte. Aber vielleicht ist die kirchliche Zurückhal–tung allein ein sprachliches, ein Exegeseproblem: Immerhin liegt Hamburgs berüchtigste Polizeiwache in der Kirchenallee.
Jürgen Oetting
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen