■ Querspalte: Dialektik der Aufklärung
Ziel erreicht oder Ziel verfehlt, dürfen sich die BVG-Nutzer fragen: Die Herausgabe des wöchentlichen „Schwarzfahrerfaxes“ werde ab sofort eingestellt, teilte die BVG jetzt mit. Die seit Herbst 1995 laufende Aktion habe die verstärkten Kontrollen durch regelmäßige Veröffentlichungen „in Presse, Funk und Fernsehen erfolgreich im allgemeinen Bewußtsein verankert“, tönt der Sprecher der Verkehrsbetriebe. Manch zahlungsunwillige BVG-Nutzer werden freilich mutmaßen, das Gegenteil wäre der Fall und die Warnhinweise in eigener Sache hätten für unerträglichen Frust bei den darob unterbeschäftigten BVG- Greiftrupps gesorgt.
Schade, daß dieser Langzeitversuch in Sachen Dialektik nun ohne wissenschaftliche Auswertung zu Ende geht. Dabei harren wichtige Fragen einer Antwort. Bestimmt das Bewußtsein nun das Sein und die Information, daß kontrolliert wird, stimuliert die Ehrlichkeit? Oder sorgt die Kontrolletti-Info, wo kontrolliert wird, ganz darwinistisch lediglich dafür, daß die Schwarzfahrer noch gewitzter werden? Spielte sich die angekündigte Schwarzfahrer-Hatz möglicherweise eh nur auf der virtuellen Ebene ab, weil der BVG – nach dem Motto: die Message ist alles – jeweils auf die Kontrolle der avisierten Linien verzichtete und die Ticketjäger lieber woanders hinschickte? Wer sagt, das Ende der Aufklärung sei erreicht? Fragen über Fragen – und so wenige Antworten. Die entscheidendste Frage ist freilich: Wer warnt uns künftig vor Kontrollen? Gerd Nowakowski
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