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Deutsche an den Golf?

USA wollen deutsche Soldaten zur Führung der Fuchs-Spürpanzer/ Pentagon bestätigt entsprechende Erörterungen mit Bonn  ■ Von Andreas Zumach

Berlin (taz) — Zwischen den Regierungen der USA und der Bundesrepublik Deutschland ist die Entsendung von ABC-Waffenspezialisten der Bundeswehr nach Saudia-Arabien erörtert worden. Im Fall ihrer Entsendung sollen sie vor Ort US- Soldaten an den von Bonn gelieferten Fuchs-Spezialpanzern zur Aufspürung von Giftgas ausbilden bzw. diese Panzer selber im Landkrieg gegen den Irak bedienen. Das wurde in Washingtoner Regierungskreisen bestätigt. Eine abschließende Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Hinweise auf entsprechende Überlegungen gibt es auch aus den Reihen der Bundeswehr. Das Bonner Verteidigungsministerium will dagegen nie etwas davon gehört haben.

Laut Washingtoner Regierungskreisen wird ein Einsatz von „zwischen 100 und 200“ deutschen ABC- Waffenspezialisten im Golfkrieg erwogen. Sie sollen von der ABC-Waffen-Schule der Bundeswehr in Sonthofen und/oder von den fünf ABC- Einheiten in der BRD abgezogen werden. In Bundeswehrkreisen wird von 180 Soldaten geredet, die dafür zur Verfügung gestellt werden sollen. Nach diesen Angaben ist auch erwogen worden, die deutschen Soldaten zur Tarnung in Uniformen der US- sowie der britischen Armee zu stecken. Ein Einsatz von Bundeswehrangehörigen am Golf und damit außerhalb des Nato-Gebietes ist vom Grundgesetz verboten.

Hintergrund für die Überlegungen: Die im Herbst letzten Jahres begonnene Ausbildung von US-Soldaten in der Bundesrepublik an den Fuchs-Spezialpanzern dauert länger als ursprünglich geplant. Als eine der ersten Maßnahmen zur Unterstüzung der USA im Golfkonflikt hatte die Bundesregierung im November 90 auf Anforderung des Pentagons die Lieferung von 60 Fuchs-Spürpanzern im Wert von 200 Millionen Mark nach Saudi-Arabien sowie die Ausbildung von in der BRD stationierten US-GIs an diesen Spezialfahrzeugen zugesagt. Das Pentagon geht davon aus, daß die irakischen Truppen in Kuwait über zahlreiche Artilleriegranaten mit chemischen und möglicherweise auch mit bakteriologischen Sprengköpfen verfügen. Die Zahl von 60 voll einsatzfähigen Fuchs-Panzern mit gut trainierten Besatzungen gilt unter US- Militärexperten als das notwendige Minimum, um den Bodenkrieg beginnen zu können. Die Ausbildung der US-GIs in der Bundesrepublik gestaltete sich schwieriger als erwartet und dauert entsprechend länger. Das ist ein Grund dafür, daß bis Anfang dieser Woche erst 40 der 60 zugesagten Fuchs-Panzer nach Saudi- Arabien transportiert wurden. Ein zweiter Grund: Die Spezialfahrzeuge mußten für den bevorstehenden Einsatz im Wüstensand modifiziert werden: Sie erhalten Air-condition, US-amerikanische Kommunikationssysteme sowie Camouflage- Tarnfarbe. Einige stehen daher immer noch in den Werkshallen der Herstellerfirma Thyssen-Hentschel. Ursprünglich sollte die Lieferung erst im April abgeschlossen werden. Seit Kriegsbeginn drängt das Pentagon die Bundesregierung auf die Auslieferung aller 60 Fuchs-Panzer bis spätestens Mitte Februar.

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