: Deutsche Truppen in der Nato? Njet!
■ Beim US-sowjetischen Treffen in dieser Woche wird die Bündniszugehörigkeit Deutschlands Hauptthema sein
New York/Moskau (ap/taz) - Wenige Tage vor dem Gipfeltreffen zwischen Bush und Gorbatschow schält sich die Bündnisfrage Gesamtdeutschlands als Gretchenfrage heraus. Während für den Westen die Zugehörigkeit des vereinten Deutschlands in der Nato als gemachte Sache scheint, hört man auf sowjetischer Seite deutlich „njet“. Der sowjetische Präsident Gorbatschow signalisierte zwar in einem Interview mit dem US -Nachrichtenmagazin 'Time‘, er erwarte bei Gesprächen mit Bush eine Annäherung der sowjetisch-amerikanischen Standpunkte in dieser für die „Lebensinteressen vieler Länder in Europa einschließlich der Sowjetunion“ so bedeutenden Frage. Eine führende Rolle der Nato beim Aufbau eines neuen Europas werde man aber nicht dulden. Bush und er seien sich darin einig, daß der Kalte Krieg der Vergangenheit angehöre. Doch „die Stärke unserer Beziehung wird auf die Probe gestellt werden“. Am Freitag hatte Gorbatschow nach einem Gespräch mit Frankreichs Staatspräsident Mitterrand erklärt, er könne sich durchaus vorstellen, daß Deutschland, wie Frankreich, nur politisch in die Nato integriert sei. Sollte der Westen weiter mauern, müsse sich der Warschauer Pakt eine Revision seiner Abrüstungspositionen überlegen. Es werde wohl noch „eine Weile dauern“, bis Gorbatschow und er darüber einig seien, „wie Europa nach der Vereinigung Deutschlands aussieht“, meinte US-Präsident Bush am Samstag. Er wolle Gorbatschow überzeugen, daß ein vereintes Deutschland in der Nato keine Bedrohung darstelle, ohne dies allerdings konkreter auszuführen. Das tat Gorbatschows Deutschland-Berater Daschitschew in einem 'Bild'-Interview. Es gehe dann keine Bedrohung aus, gäbe es Kompromisse auf beiden Seiten: „Reduzierung der Bundeswehr, Abzug ausländischer Truppen aus Deutschland, keine Nuklearwaffen auf deutschem Boden“. Ob das die Bush-Krieger wollen?
AS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen