Deutsche Tornados über Syrien: Beleuchtung im Cockpit blendet
Es gibt ein Software-Problem bei den deutschen Tornados. Die Aufklärer dürfen nur tagsüber über Syrien fliegen. Im Herbst wird umgerüstet.
„Der Mangel ist uns seit Längerem bekannt“, sagte ein Ministeriumssprecher. Allerdings sei dadurch der Einsatz nicht beeinträchtigt, bemühte er sich um Schadensbegrenzung. Nachtflüge seien ohnehin nicht geplant gewesen – und „mit 95-prozentiger Sicherheit“ werde es auch keine entsprechende Anforderung geben.
Das Problem: Da es in Syrien keine funktionierende Luftraumkontrolle gibt, müssten die Piloten bei Dunkelheit mit Nachtsichtbrillen fliegen. Doch das geht nicht, weil die Cockpitbeleuchtung die Piloten dann blendet. Verantwortlich dafür, dass die Displays nicht ausreichend heruntergedimmt werden können, ist die neueste Version der „Avionics System Software Tornado in Ada“, mit der die Tornados ausgestattet sind: ASSTA 3.0.
Kurzfristig soll nun eine Abdunklungsfolie provisorisch Abhilfe schaffen. Anfang Februar würden die am türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik stationiertes Tornados damit „nachgerüstet“. Ab Herbst stünde dann ein Umrüstkit zur Verfügung. Langfristig werde ein Upgrade auf ASSTA 3.1 das Problem beheben können.
Seit Jahresanfang beteiligt sich die Bundeswehr mit Aufklärungsflügen am Kampf gegen den IS. „Unsere Fähigkeiten in Syrien sind zu hundert Prozent gegeben“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Denn die lägen in dem israelischen Aufklärungssystem „RecceLite“, über die die deutschen Tornados verfügen.
Es ist in der Lage, hochauflösende Aufnahmen zu machen – und zwar bei Tageslicht. Nachts wären hingegen nur grobauflösende Infrarotaufnahmen möglich. An denen bestünde jedoch kein Bedarf. Entsprechend sei der Auftrag für die Tornados auch auf Tageseinsätze ausgelegt. Das sei in Afghanistan nicht anders gewesen, sagte der Sprecher. Auch dort habe es keine nächtlichen Aufklärungsflüge gegeben, obwohl das – anders als jetzt in Syrien – technisch möglich gewesen wäre.
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch nutzte die günstige Gelegenheit zur Generalattacke. „Augenscheinlich lässt sich doch das Verteidigungsministerium von der Rüstungslobby zweifelhafte Ware aufschwatzen“, kritisierte er. „Seit Jahren jagt ein Rüstungsschrottskandal den nächsten.“
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