piwik no script img

Deutsche Super-Bank kommt

■  Die Dresdner Bank bestätigt erstmals, dass sie eine Teilfusion mit der Deutschen Bank prüft. Gemeinsame Tochter für das Privatkundengeschäft hätte bundesweit 3.000 Filialen

Berlin (taz/dpa/ap) – Die Fusionswelle erreicht die Spitze des deutschen Banksektors. Deutsche Bank und Dresdner Bank bestätigten gestern, dass eine enge Kooperation der beiden Geldinstitute geprüft werde. Im Privatkundenbereich gebe es verschiedene Optionen, die derzeit bewertet würden, sagte Gabriele Eick, Sprecherin der Dresdner Bank. Eine der Möglichkeiten könne darin bestehen, das Privatkundengeschäft partnerschaftlich mit anderen Häusern, etwa der Deutschen Bank, zu betreiben.

Konkret geht es um die Gründung eines neuen Geldinstituts, das nach Informationen der Financial Times unter eigenem Markennamen auftreten und beiden Banken je zur Hälfte gehören würde. Die Dresdner Bank als Nummer drei in Deutschland würde sechs Millionen Kunden und 1.400 Filialen einbringen, die Deutsche Bank 6,8 Millionen Kunden und 1.600 Filialen.

Selbst als Tochterunternehmen der Nummer eins und der Nummer drei des Banksektors käme die neue Filialbank auf einen Marktanteil von nur 15 Prozent. Das liegt an der starken Marktstellung der dem Staat gehörenden Sparkassen. Den privaten Banken verursacht der Betrieb eines mehr oder weniger flächendeckenden Netzwerks von Filialen überproportional hohe Kosten. Aus dieser Ecke kommt die Idee des Zusammenschlusses. Die komplette Fusion der Deutschen und der Dresdner Bank inklusive des Investmentbankings und der für die großen Unternehmen zuständigen Abteilungen scheint dagegen zur Zeit nicht im Gespräch zu sein.

Katalysator der Konzentration in der Bankenbranche ist unter anderem die Gründung der Europäischen Währungsunion. Nach einer Analyse der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bringt der Euro eine größere Preistransparenz und nimmt den Zentralbanken der einzelnen Staaten den Wettbewerbsvorteil einer eigenen Währung. Außerdem spreche die Erfordernis, die Konturen für die Geld-, Renten-, Aktien- und Derivatemärkte neu zu definieren, für eine Umgestaltung des Bankensystems. Die Zahl der Banken wird laut BIZ weiter verringern, während die Größe der Geldinsitute zunimmt.

In Frankreich steht eine Entscheidung im Übernahmekampf der französischen Großbanken Banque Nationale de Paris (BNP) und Société Générale (SG) unmittelbar bevor. Die Chefs der beiden Geldhäuser werden ihre jeweiligen Projekte voraussichtlich heute vor der Bankenaufsicht verteidigen. Die Verkündung des Schiedsspruchs in der mittlerweile sechsmonatigen Übernahmeschlacht soll dann im Lauf der Woche fallen. Bis jetzt sieht es so aus, als würde die BNP dabei als Sieger hervorgehen.

Constanze Oehlrich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen