: Deutsche Schriftsteller engagieren sich
Nicht für Bosnien, nicht für den Sozialismus, auch nicht gegen die Abschiebung von Menschen in Krisen- und Kriegsgebiete oder gegen den rassistischen Krieg der Türkei gegen die Kurden. Nein, deutsche Schriftsteller engagieren sich gegen deutsche Literaturkritiker. Und natürlich gegen jene, die diesen Platz zuteil werden lassen. Aufgehetzt vom Steidl-Verlag und angeführt von einem Schrifsteller Dr. Jürgen Alberts hatte sich am Wochenende eine kleine, schlagkräftige Einheit formiert (es mögen vier bis sieben gewesen sein, deren Identität wir bisher nicht feststellen konnten), um gegen den Spiegel zu protestieren, der mit dem Abdruck seines neuesten Titelbildes versteckt zur Bücherverbrennung aufrufe. „Stürmer-Manier“ werfen die empörten Mimosen in ihrem Flugblatt dem Blatt vor, das den Total-Verriß von Günter Grass' neuem Schwulst Ein weites Feld durch den Juden Marcel Reich-Ranicki auf dem Titel mit einer Collage illustriert hatte, in der Reich-Ranicki das Steidl-Buch in der Luft zerreißt. Ganz klar, daß hier eine „Hetzjagd gegen einen unserer Kollegen“ begonnen wird, und nicht minder klar: „Wer Bücher öffentlich zerreißt, will Autoren physisch zerstören.“ Dazu, liebe Schriftstellerkollegen, fällt uns nur eine alte Volksschul-Weisheit ein: Erst denken, dann reden!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen