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Deutsche Matrosen gegen den Terror

Seeüberwachung aus Dschibuti und Kenia. Aber vor Somalia sind Giftmüll und Piraten realere Gefahren als Terroristen

BERLIN taz ■ Die Bundesmarine sticht heute von Dschibuti aus in See, um den Terrorismus zu bekämpfen. Nach Angaben des Kommandos der drei deutschen Kriegsschiffe und zwei Begleitschiffe, die seit etwa einer Woche im Hafen des ostafrikanischen Kleinstaats stationiert sind, wird sie zwar die ziemlich kleinen Territorialgewässer Dschibutis nicht verlassen, aber immerhin: Der deutsche Anti-Terror-Einsatz hat offiziell begonnen. Und nicht genug: Auch im kenianischen Hafen Mombasa am Indischen Ozean sollen drei Flugzeuge und 120 Marineflieger aus Deutschland stationiert werden.

Dschibuti liegt an einem Ende Somalias, Kenia am anderen. Dazwischen liegen 3.300 Kilometer Küste, die zu Somalia gehören und daher außerhalb regulärer staatlicher Kontrolle liegen. Somalia hat seit elf Jahren keine richtige Regierung mehr, und wichtige politische Kräfte in dem Land sympathisieren mit radikalen Islamisten. Daher ist aus US-Sicht die Überwachung Somalias wichtig für den Kampf gegen Terroristen.

Neben den Deutschen überwachen auch Kriegsschiffe aus Frankreich, Großbritannien und den USA die Schiffsrouten vor Somalia. Hier muss jeder durch, der über See aus Mittelasien nach Ostafrika will. Seit Jahren wissen die USA und andere Staaten, dass vor Somalias Küste Schmuggel aller Art im Gange ist – von Waffen bis hin zu Giftmüll, der von skrupellosen Geschäftsmännern im herrenlosen Somalia „entsorgt“ worden sein soll. Die UNO berichtete vor zwei Jahren über die Verseuchung von somalischen Küstengewässern, und somalische Menschenrechtsgruppen haben über auf Vergiftung zurückzuführende Missgeburten berichtet.

Seit einigen Tagen ist vor Somalias und Kenias Küsten ein außergewöhnlich massives Fischsterben zu verzeichnen. Somalias Übergangsregierung hat um eine internationale Untersuchung gebeten. Das UN-Umweltprogramm Unep sagte, es sei unklar, ob das Fischsterben auf Giftmüll oder Algen zurückzuführen sei.

Reale Vergiftung interessiert die ausländischen Kriegsschiffe vor Somalia allerdings weniger als hypothetischer Terror. Mehrfach haben US-Kriegsschiffe vor Somalia bereits Frachter aus Asien aufgebracht und tagelangen Inspektionen unterzogen. Terroristen fanden sie bisher keine. Solche Aktionen könnten aber auf Schmuggelgeschäfte eine abschreckende Wirkung haben. Sie werden daher von Somalias Regierung begrüßt, die hofft, dass die USA und ihre Verbündeten den „Krieg gegen den Terror“ am Horn von Afrika nicht gegen sie führen werden, sondern mit ihr. Die Regierung begrüßte die „State Of The Union“-Rede von US-Präsident George Bush am Dienstag, in der er Somalia zusammen mit Bosnien und den Philippinen als Land nannte, in dem Terroristen zu jagen seien.

Wenig abschreckende Wirkung scheinen die ausländischen Patrouillen hingegen auf Piraten zu haben, die in somalischen Gewässern gerne Schiffe gegen Lösegeld kapern. Das letzte Opfer war die libanesische „Princess Sarah“, die 6.000 Tonnen Düngemittel aus Kenia nach Jemen transportierte. Am 14. Januar stürmten Piraten das Schiff vor der nordostsomalischen Küste und verlangten 200.000 Dollar Lösegeld für die Ladung und 18 Besatzungsmitglieder.

Einige Tage später lief ein französisches Kriegsschiff aus Dschibuti aus und rettete die Geiseln. Die Piraten flohen. Aber als die Franzosen wieder abdampften, kamen sie zurück und besetzten die „Princess Sarah“ erneut. Jetzt ist Libanons Regierung empört und erwägt, Frankreich in aller Form um eine Militärintervention gegen die Piraterie zu bitten. Somalias „Krieg gegen den Terror“ könnte noch überraschende Wendungen nehmen. DOMINIC JOHNSON

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