: Deutsch-deutscher Besuch in Israel
Rita Süßmuth und Sabine Bergmann-Pohl auf erster gemeinsamer Auslandsreise/ Gestern begannen Verhandlungen über Entschädigungsverhandlungen für Opfer des Holocaust ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Der erste gemeinsame Auslandsbesuch der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und der Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl setzt einen besonderen Akzent: Gestern trafen die beiden Politikerinnen auf Einladung des Präsidiums der Knesset in Israel ein. Sie werden von Johannes Gerster, dem innenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, und Konrad Weiss von Demokratie Jetzt begleitet. Auch eine Gruppe Jugendlicher aus beiden Staaten ist mit nach Israel gefahren. Höhepunkte des 48stündigen Besuchs sind ein Empfang in der Knesset und ein Besuch in der Gedenkstätte Jad Vashem. Die DDR und Israel unterhalten bislang keine diplomatischen Beziehungen. Daher wurde die Reise von Bonner Diplomaten vorbereitet.
In den israelischen Montagszeitungen gab die Kibbuzbewegung per Anzeigen bekannt, daß Forderungen für die Rückgabe von Besitz in der DDR ab jetzt registriert werden können. Gestern begann auch die Verhandlungen über Entschädigungszahlungen der DDR an überlebende Holocaust -Opfer.
Zunächst steht eine Serie von Gesprächen zwischen der DDR und dem Jüdischen Weltkongreß an. Parallelverhandlungen zwischen den Regierungen Israels und der DDR sollen folgen. Grundlage bildet das Luxemburger Abkommen aus dem Jahre 1952, in dessen Folge Juden in Israel und der Diaspora rund 40 Milliarden Dollar von der Bundesregierung erhielt. Bonn hatte dabei jedoch nur zwei Drittel der Forderungen an Gesamtdeutschland beglichen. Daher liegt die Höhe der Forderungen an die DDR nun bei zirka 20 Milliarden. Im israelischen Außenministerium geht man davon aus, daß die DDR eine solche Summe entrichten kann. Daher wird es bei den Verhandlungen auch darum gehen, daß ein vereintes Deutschland die Zahlungen im Rahmen der Außenschuldenlast der DDR übernimmt.
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