: Design-GmbH Bremen wird aufgelöst
Um „Kreative“ in der Stadt zu halten, leistete sich Bremen fünf Jahre eine außergewöhnliche Design-Förderung. Jetzt wird der entsprechende Etat zusammengestrichen. Der Vertrag des Erfinders lief zum Jahreswechsel aus – in aller Stille
Man hatte so große Ziele: Mit einer Bremer Design GmbH sollte die Freie Hansestadt ein Anziehungspunkt werden, ein „Modellstandort für kreative Industrien“. Oder zumindest doch versuchen, seinen Rückstand gegenüber Städten wie Düsseldorf, München oder Hamburg auszugleichen. „Die kreativen Industrien sind Impulsgeber für Innovationen und ein bedeutender Wettbewerbsfaktor“, so hatte Heinz-Jürgen Gerdes, Geschäftsführer der Bremer Design GmbH, den Kontext seiner Arbeit früher einmal definiert: „Ohne kreative Disziplinen werden in Zukunft keine erfolgreichen Innovationen mehr möglich sein.“
Zum Jahreswechsel 2008 / 2009 lief Gerdes’ Fünfjahres-Vertrag aus – und die Design-GmbH soll aufgelöst werden. Im Amtsdeutsch heißt sowas, sie werde „auf die BIG verschmolzen“, was wiederum die Bremer Wirtschaftsförder-Gesellschaft ist. Während also bisher darauf gesetzt wurde, dass eine kleine, schlagkräftige GmbH mit einem renommierten Kopf die Stadt als „Design-Standort“ bekannt macht, sollen diese Ziele jetzt in den großen Apparat der Wirtschaftsförderung integriert werden. Die einzelbetriebliche Design-Förderung hatte man schon 2008 eingestellt – „angesichts der notwendigen Konsolidierung der Förderprogramme sowie vor dem Hintergrund der Neuausrichtung der Innovationspolitik“.
„Eifersüchteleien“ stünden beim Aus für die Förder-Firma im Hintergrund, sagt der Bremer CDU-Kulturpolitiker Karl Cau. Die Design-GmbH habe gut gearbeitet und mit Kongressen, Vorträgen, Ausstellungen das Thema populär gemacht. Jetzt versuche die Behörde, das alles an sich zu ziehen – aber eben ohne den Kopf, der die Ideen hatte und für das Projekt stand. Der mögliche Kern des Konflikts: Während die Design-GmbH einen „weitergehenden Wirtschaftsförderungsbegriff“ hatte, so Cau – also im Grunde die Stadt attraktiv darstellen wollte – verfolgte die Wirtschaftsförder-Gesellschaft gezielt einzelbetriebliche Förderung.
Die war offenbar weniger effektiv: Auf ihrer Internetseite rühmen sich die Wirtschaftsförderer, den Marketing-Auftritt einer Zeitarbeitsfirma mit Steuergeldern unterstützt zu haben. Oder auch einer kleinen Stahlhandelsgesellschaft bei der Suche nach Logo, angemessenem Geschäftspapier und Internet-Auftritt geholfen zu haben. Fehlen am Ende in Bremen Firmen, die zu dem großen Wort von dem „Modellstandort für kreative Industrien“ passen?
Die Zuschüsse, die aus EU-Mitteln für das Design-Programm ausgegeben werden, sollen drastisch herunter gefahren werden, erklärt nun der Wirtschaftsstaatsrat den Hintergrund – etwa zwei Drittel des Geldes werden gestrichen. Für Ausstellungen und Vorträge im Bremer Wagenfeld-Haus, dem Standort der Design-Aktivitäten, sollen noch ganze 100.000 Euro zur Verfügung stehen.
Wo aber das schnelle Geld fehlt, sollen künftig „Kooperationen“ und, eben, Kreativität bei der Förderung der Kreativität treten. Davon traut man den Zuständigen in Bremerhaven offenbar weniger zu – das dortige „Design-Labor“ wird künftig mit 240.000 Euro im Jahr gefördert. KLAUS WOLSCHNER