KOMMENTAR: Desertion "live"
■ Vom "Deserteurs-Denkmal" zum echten Deserteur
Als das Thema „Desertion“ das erste Mal in Bremen Schlagzeilen machte, ging es nicht um „lebende Objekte“: Kriegsdienstverweiger hatten ein Gips-Denkmal „eines unbekannten Deserteurs“ im Bürgerhaus Vegesack aufgestellt. Eine Aktion, an der sich die Geister bundesweit schieden. Eine Aktion, zu der sich der Bremer Senat mutig bekannte. SenatorInnen ließen den InitiatorInnen eine Geldspende zukommen.
Jetzt geht es beim Thema „Desertion“ zum ersten Mal im Nachkriegs-Bremen nicht nur um ein Denkmal und um die Haltung zu den Deserteuren aus der Hitler-Armee. Es geht um US-amerikanische Soldaten, die sich in diesem Moment weigern wollen, in drei Wochen nach Saudi-Arabien transportiert zu werden, um für westliche Erdölinteressen Irakis zu erschießen oder in Giftgasschwaden „Made in Germany“ zu verenden.
Nach einer absehbaren Grundgesetzänderung wird es in Bremen um noch mehr Deserteure gehen. Dann, wenn nicht nur US-SoldatInnen, sondern auch Bundeswehr-Angehörige in den Krieg entsandt werden. Desertion ist ab sofort keine symbolische Streitfrage mehr. Der Krieg hat angefangen. Barbara Debus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen