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Des Apfels Gehäuse

■ Mythos New York im Literaturhaus

Mögen auch längst andere Teile der Welt Superlative aufstellen: War von Großstadt die Rede, stand spätestens im 20. Jahrhundert ein – selten reales – Bild New Yorks und insbesondere Manhattans Pate. Seine Architektur inspirierte Fritz Langs Metropolis (oder dient noch heute der Beschwörung Frankfurts als „Mainhattan“); dem engen, schnellen Leben unter Millionen haftete ein Bild des Unübersichtlichen an, das der geordneten Stadtplanung nicht recht entsprach.

Im Literaturhaus widmen sich heute zwei Autorinnen dem mythischen Big Apple, seiner tatsächlichen Urbanität wie deren ästhetischer Überhöhung. Barbara Bongartz liest aus ihrem postmodern-vielstimmigen Roman Die amerikanische Katze (Klett-Cotta), in dem die Stadt mehr als bloß Kulisse einer Handlung um Geschichte und Spurensuche, Wirklichkeit und Fiktion bildet. Bei einer Recherche über die New Yorker Frauenhotels vergangener Boheme-Tage gerät die Protagonistin in ein Verwirrspiel um Phantome und die eigene Profession des Schreibens der „Stellen einer fremden Erzählung“: Den Roman durchziehen zahlreiche Zitate aus den verschiedensten Quellen, der Nachweis umfasst immerhin sieben Seiten.

Aus sich überlagernden Stimmen, Tonquellen, speist sich auch ihr Radio-Essay Das Unbewusste der New Yorker, aus dem Gisela von Wysocki lesen wird. Hier wird die „Stadt der Städte“ nicht zuletzt verstanden als „Stadt der Emigranten“: das Gefühl „einer latenten Bedrohtheit auf dem alten Kontinent“ im Rücken, bedeutete New York ja für der Alten Welt Entkommene die erste Impression Amerikas, „als Mythos: Wunscherfüllung entstanden“. Alexander Diehl

heute, 20 Uhr, Literaturhaus

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