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■ Derricks Rede

„Wir leben in einer Welt, in der sich die Lebensgesetze verändert haben – und mit ihnen auch die Wertvorstellungen. Wertvorstellungen, die wie ein Gehäuse waren, in dem sich der Mensch verhältnismäßig sicher bewegen konnte. – Aber inzwischen leben wir auf einem Schauplatz, auf dem sich Kämpfe abspielen, in denen es nur eine Regel zu geben scheint – du mußt gewinnen – das Starke muß gewinnen – wie auch immer – Der Nutzen zählt – dein Nutzen zählt – Und es soll dich nicht kümmern, wenn rechts und links neben deiner Lebensbahn die bisherigen Wertvorstellungen zurückbleiben.

Der Nutzen – der persönliche Nutzen steht an erster Stelle – Was für eine Einladung an die kriminelle Welt – Gewalttaten sind Massenware geworden auf den Nachrichtenmärkten dieser Welt – und sie haben einen merkwürdigen Nebeneffekt – man beginnt sich an sie zu gewöhnen, und die Gewöhnung normalisiert sie – sie verlieren den Charakter des Besonderen – sie bekommen – Unterhaltungswert – Mord und Totschlag bekommen Unterhaltungswert – So werden Menschen zu Zuschauern, die akzeptieren – daß Zuschauen zu nichts verpflichtet – (Pause, langsam) – fast so, als genieße der Zuschauer seine Ohnmacht.

Der Zuschauer spricht sich selber frei von jeder Art von Mitschuld – Er hat damit nichts zu tun – Die Welt wird als Spektakel betrachtet, in dem die Zuschauer in Atemlosigkeit gehalten werden, aber nicht im geringsten das Gefühl haben, aufstehen zu müssen, um endlich zu begreifen, daß es ihr eigenes Schicksal ist, dem sie zuschauen.“

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