: Der stromlinienförmige WiMi
■ Gegen das Votum von Fachbereich und Teilen der FU-Spitze verweigert FU-Präsident Heckelmann seit Monaten die Einstellung eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters am Psychologischen Institut
Alle wollen ihn, nur der Präsident legt sich quer: Am Psychologischen Institut der FU kann seit Monaten die Stelle eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters für Sozialpsychologie nicht besetzt werden, weil FU-Präsident Heckelmann sich hartnäckig weigert, den vom Institut nominierten Kandidaten Morus Markard einzustellen. Das Verfahren läuft schon seit Dezember letzten Jahres.
Ursprünglich hatte sich Heckelmann sogar geweigert, vier vom Institut beantragte WiMis einzustellen. Ein Kandidat zog aber von sich aus die Bewerbung zurück, und zwei Frauen wurden nach langem Hin und Her und einem Schreiben des geschäftsführenden Institutsdirektors mittlerweile eingestellt. In dem Schreiben hat der Direktor Prof. Dr. Martin Hildebrand-Nilsohn detailliert auch die Eignung des Kandidaten Morus Markard begründet. Markard war der höchstqualifizierte Bewerber, da er seit Jahren in wichtigen Forschungsprojekten des Instituts gearbeitet hatte, Lehraufträge wahrgenommen und wesentlich mehr veröffentlicht hatte, als von WiMis erwartet wird. Heckelmann jedoch lehnt seine Einstellung mit der Begründung ab, Markard sei mit 40 Jahren zu alt.
Nach dem neuen Hochschulgesetz sollen Assistenten, die sich auf eine Professoren-Laufbahn an der Uni vorbereiten, nicht älter als 35 Jahre sein. Für Wissenschaftliche Mitarbeiter gilt dies jedoch nicht. Im Gegenteil: Das Hochschulrahmengesetz enthält sogar einen Passus, nach dem bevorzugt Kandidaten mit praktischer Erfahrung genommen werden sollen. Heckelmanns Veto gegen Markard sieht Direktor Hildebrand-Nilsohn denn auch als einen Eingriff in die Autonomie des Instituts bei Stellenbesetzungen. Heckelmann wolle am Fall Markard seine Nachwuchspolitik demonstrieren: Nur noch stromlinienförmige Kandidaten mit zügigem Studium und früher Promotion sollen als wissenschaftlicher Nachwuchs herangezogen werden. Die Einstellung Markards fordert aber nicht nur das Institut. Wegen seiner Qualifikation steht die gesamte mit dem Fall befaßte FU-Spitze dahinter: Der ehemalige Vize-Präsident Hübner, Kanzler Borrmann, Personalabteilungsleiter Hammer - selbst Vize-Präsident Erbe hatte die Einstellung Markards befürwortet.
Heckelmanns Argument, der Kandidat sei zu alt, hält die Verwaltung für vorgeschoben: In zahlreichen Fällen seien WiMis eingestellt worden, obwohl sie über 35 Jahren waren. Am Psychologischen Institut setzen sich auch die StudentInnen vehement für die Einstellung Markards ein. Innerhalb von nur zwei Tagen sammelteeine Arbeitsgruppe 700 Unterschriften gegen Heckelmanns Willkürakt.
wist
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