Das Porträt: Der starke Mann
■ Arved F. Semerak
Arved F. Semerak, bald Polizeichef Foto: Philipp Banse
Eine seiner Tanten sei mal Hamburger Tennismeisterin gewesen, lächelt er, und die „Elbmetropole“ sei eine der schönsten Städte in deutschen Landen. Und von seinen künftigen Untergebenen habe er bereits einen positiven Eindruck: „Gute Leute“ seien das, mit „einem guten Ruf“. Doch die Hoffnung des Arved F. Semerak, mit solch warmen Worten Sympathien zu erwerben, trog: Der Mann, der am 1. September neuer Polizeipräsident in Hamburg wird, machte keinen besonders überzeugenden Eindruck, als er erstmals vor die Presse trat. Da half es ihm auch wenig, daß Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) seine Personalentscheidung mit blumigen Worten zu verkaufen sich bemühte: Semerak sei „ein starker Mann, wie ich sie gerne um mich habe“.
Mag sein, aber ob Semerak der Richtige ist, um die durch den Hamburger Polizeiskandal in Verruf geratenen Freunde und Helfer wieder auf den Pfad der Tugend zu führen, erscheint manchen Beobachtern noch zweifelhaft. „Ein paar schwarze Schafe gibt es überall“, kommentiert der 57jährige den Skandal um diverse ausländerfeindliche Übergriffe seitens der Hamburger Polizei, der im vergangenen September den Kopf des SPD-Innensenators Werner Hackmann kostete. Einzelfälle, „bedauerliche“. Aber das komme doch überall vor, daß „manche nicht so sensibel sind.“ Und einen „unseligen Korpsgeist“ sieht er im Gegensatz zu Hackmann nicht, höchstens eine „verständliche Solidarität innerhalb einer Gefahrengemeinschaft“.
Er spreche aus eigener Erfahrung, sagt Semerak, und gerät prompt ins Fabulieren: von seiner Zeit als Streifenpolizist in München Ende der 50er Jahre, von seinen Jobs als Personalchef bei mehreren Bundesgrenzschutz- kommandos, von seiner Tätigkeit als Dozent an der Polizeiführungs-Akademie im westfälischen Hiltrup und seinem gegenwärtigen Amt als Leiter der thüringischen Landespolizei in Erfurt: Er habe „alles von der Pike auf gelernt“, sagt Semerak, und er sei stolz darauf, „es vom Wachtmeister zum Polizeipräsidenten gebracht zu haben“.
Kein Zweifel: Der Mann ist von sich selbst beeindruckt. Und sein zukünftiger Dienstherr Wrocklage tut zumindest so, als sei er das auch. „Aus der Vita des Herrn Semerak“, so frohlockt er, „ergibt sich dessen erhebliche Verwendungsbreite.“ Die Frage, was er wirklich kann und will, wird bald beantwortet werden. Sven-Michael Veit
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