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Der schöne Oscar muß bis zur letzten Runde bangen

■ Weltergewichts-Champion Oscar de la Hoya bleibt auch im 30. Profikampf ungeschlagen

Berlin (taz) – Oscar de la Hoya ist nicht nur einer der wenigen Berufsboxer, die ihre Kämpfe bisher stets als Sieger beendeteten, der 26jährige ist auch außerhalb des Ringes ein gefragter Mann. Wegen seines charmanten Wesens und adretten Äußeren darf er für Calvin Klein, Levi's und Florsheim- Schuhe werben, zudem ist er gerngesehener Gast in sämtlichen Talkshows. Boxen muß er dennoch hin und wieder, und am Samstag traf er in Las Vegas auf einen Gegner, der wenig Rücksicht auf seine Physiognomie nahm. Am Ende hatte De la Hoya zwar auch den 30. Kampf seiner Profikarriere gewonnen, aber gegen den bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Ghanaer Ike Quartey in der 12. und letzten Runde alle Kräfte mobilisieren müssen, um eine knappe Punktentscheidung zu seinen Gunsten herbeizuführen. Während ein englischer Punktrichter Quartey vorn hatte, sahen der zweite Engländer und ein Japaner den Amerikaner als Gewinner.

„Ihr habt den Kampf gesehen. Ich konnte in Las Vegas nicht nach Punkten gewinnen“, schimpfte der enttäuschte Ghanaer, De la Hoya dagegen rügte die temporäre Passivität seines Kontrahenten: „Mal hat Quartey gekämpft und mal nicht.“ Einig waren sich alle Beobachter, daß sie „einen der größten Weltergewichtskämpfe aller Zeiten“ gesehen hatten, wie es De la Hoyas Trainer Bill Clancy formulierte. 12.000 Zuschauer waren begeistert von dem wechselvollen Fight, bei dem in der sechsten Runde beide Boxer am Boden waren, und erst die furiose Schlußoffensive des WBC-Weltmeisters, der seinen 29jährigen Gegner nach zwölf Sekunden der 12. Runde niederschlug, den Ausschlag gab. In den letzten Minuten stand Quartey kurz vor dem K.o., hielt aber durch. „Ich dachte, ich hatte ihn“, meinte Oscar de la Hoya, „aber er wollte nicht fallen.“

Der Titelverteidiger erhielt neun Millionen Dollar für den Kampf, der, wie auch die vorigen Kämpfe von De la Hoya, live über Pay-per-View übertragen wurde. 1997 hatte die Übertragung seines Fights gegen Pernell Whitaker 35 Millionen Dollar eingebracht, die größte Summe für einen Nicht- Schwergewichtskampf. Ein beträchtlicher Teil des TV-Publikums sind im übrigen Frauen, wie eine Analyse des übertragenden Senders TVKO ergab. Der knappe Sieg sorgt für rosige Pespektiven beim Olympiasieger von 1992, dessen Karriere von seinem eigenen Unternehmen und dem des Promoters Bob Arum gemeinsam gemanagt wird. Der nächste Zahltag ist vorprogrammiert, daß Ike Quartey, der sich am Samstag mit drei Millionen Dollar zufriedengeben mußte, eine Revanche bekommt, aber eher unwahrscheinlich. Noch einmal wird De la Hoya seine physische Wohlbeschaffenheit kaum den Fäusten des zähen Ghanaers aussetzen. Matti

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