Der schöne Erich ist tot

■ Der langjährige FDP-Vorsitzende Erich Mende starb in Bonn im Alter von 81 Jahren

Berlin (taz) – Er war der Mann, dem die FDP ihr Markenzeichen verdankt. Bei der Bundestagswahl 1961 erreichte die Partei mit 12,8 Prozent ihren bis heute größten Erfolg. Wenige Wochen später jedoch, im November 1961, wurde Erich Mende zum Gespött der Straße. Landauf, landab summten sich die Deutschen zu: „Sag mir Herr Erich Mende / Wo er stünde, wenn er stände“. Da hatte die FDP Konrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt – obwohl sie Monate zuvor treuherzig das Gegenteil versprochen hatte. „Umfallerpartei“ hieß es fortan.

Erich Mende war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Nachkriegszeit. Seit 1949 für die FDP im Bundestag, zierte er in den 50ern die Klatschkolummen der Gazetten. Er war schlicht der „schöne Erich“, der graumelierte Charmeur, der ehemalige Wehrmachtsoffizier und hochdekorierte Ritterkreuzträger, der Partei- und FDP-Fraktionschef. Als 1963 Adenauer zurücktrat, wurde er im Kabinett unter Ludwig Erhard Vizekanzler und Minister für Gesamtdeutsche Fragen. Mende war ein Mann der Widersprüche: National bis in die Knochen, aber flexibel im politischen Alltagsgeschäft. Erfolglos versuchte er, Adenauers starre Haltung in der Deutschlandpolitik zu überwinden.

Doch als sich seine FDP unter ihrem neuen Chef Walter Scheel 1969 der SPD zuwandte, stand er auf der Gegenseite. Nach dem Abschluß der Ostverträge durch die SPD/FDP-Koalition trat Mende 1970 zur CDU über. Zehn Jahre sollte er für sie noch im Bundestag sitzen. Heimisch wurde er dort nie. Zuletzt verteidigte Mende, der im Krieg schwer verwundet worden war, im Streit um die Wehrmachtsverbrechen die „Ehre des deutschen Offizierskorps“.

Vielen Deutschen bleibt Mende in persönlicher Erinnerung. Sein vertrauensseliges Konterfei in Prospekten der US-Investmentfirma IOS hatte sie ermuntert, Millionen in angebliche Anlageobjekte zu stecken. Die IOS brach 1970 zusammen, und Mende mußte seinen Posten als IOS-Manager aufgeben.

Am Mittwoch starb Mende 81jährig in Bonn an einem Magenleiden. Er soll mit einem Staatakt gewürdigt werden. Mende war, so FDP-Chef Gerhard gestern, ein „streitbarer Demokrat“. Typisch FDP. Severin Weiland