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PORTRAITDer „rote Kalif“

■ Der neue Vorsitzende der kommunistischen Partei Spaniens (PCE), Julio Anguita, soll die Partei aus der Krise führen / Er ist nicht unumstritten in der PCE

Madrid/Berlin (afp/taz) – Ein Mann mit Charisma soll Spaniens Kommunisten aus ihrer Dauerkrise erlösen: Julio Anguita. Er, der sich bis wenige Stunden vor dem Wahlgang gesträubt hatte, überhaupt zu kandidieren, wurde am Montag morgen zum neuen Vorsitzenden der PCE gewählt. Dem 45jährigen ehemaligen Bürgermeister seiner Heimatstadt Cordoba wird durchaus die Fähigkeit zugetraut, das durch den starken Mitgliederschwund und durch inneren Flügelkampf geschwächte Ansehen der Partei wieder aufzupolieren. Er ist einer der wenigen, die den Durchbruch selbst gegen eine starke Opposition innerhalb des Parteiapparats geschafft haben. Undogmatisch will er sich Strömungen in der Linken öffnen, um enttäuschte Anhänger zurückzugewinnen und die KP zu einer starken Linkskraft zu machen. Bei Altkommunisten und Intellektuellen stößt sein populistischer Stil allerdings nicht nur auf Gegenliebe. Der „rote Kalif“, wie Anguita nach der Kalifenstadt Cordoba genannt wird, ist auch Vorsitzender des linken Wahlbündnisses „Izquierda Unida“ in Andalusien. Von Beruf ist er Volksschullehrer, er kommt aus militärisch geprägtem Milieu. In Andalusien hat er bewiesen, daß er Wahlkämpfe erfolgreich führen kann: Er steigerte die Anzahl der Mandate für seine Partei im Regionalparlament von acht auf 19. Wenn mit der Wahl Anguitas die Führungskrise der PCE vorerst zu Ende ist, könnte sich die Partei nun wieder inhaltlichen Diskussionen widmen.

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