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Der quirlige kleine Blinde und der traurige alte Mann

Der herzensgute, weltverliebte Mohammad ist blind und hockt verloren auf einer Teheraner Parkbank. Sein Vater, den das Leben traurig und verhärmt stimmte, hat es versäumt, ihn aus der Blindenschule abzuholen. Da hörtder Junge ein Vogelbaby, das aus dem Nest gefallen ist. Tapfer verteidigt er es gegen eine Katze und verpflanzt das piepsende Federknäuel in einer aberwitzigen Kletteraktion ins Baumnest zurück. Das Vogelbaby und der Bub – zwei Hilflose unter sich. Hätte Franz Kafka das gesehen, hätte er wieder mal ins Tagebuch notiert: „War im Kino. Habe geweint.“ Aber der Film des renommierten Iraners Majid Majidi ist nicht trist. Anders als bei Machmalbaf und Kiarostami ist die Natur auch nicht staubig und steinig. Nachdem der Junge die Stadtwüste Teherans hinter sich gelassen hat, blüht die Leinwand von oben bis unten: dschungelhaft bewaldete Berge, hüfthohe Wiesen, üppige Schafsherden und Blüten in allen Farben für die Wollfärberei - und eine intakte Dorfkultur. Der blumige Filmtitel „Die Farben des Paradieses“ wird plötzlich in schwelgerischster Weise eingelöst. Genial auch alle Darsteller: Wie sich der auch in Wirklichkeit blinde Mohsen Ramezani durch die Welt lauscht und tastet, ist schlicht herzerweichend. Seine Hände, die Laub, Gesichter, Holz tapsig erfühlen, wirken mit der Zeit wie kleine selbständige Wesen. Kein amerikanischer Film könnte jemals Schönheit und Trauer so mischen, ganz ohne einen Hauch von Kitsch. Ach, und die schöne, faltige, liebe Oma: War im Kino, habe geweint. Sehr sehenswert! (Im Cinema)

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