■ Der populäre Konzertführer: Der etwas andere Superstar
Es ist oft erstaunlich, wer im gnadenlosen Musikgeschäft nach den ersten großen Hits noch weitermacht, sich nach Flauten wieder aufreppelt und überlebt. Als Kim Wilde anfang der 80er Jahre als naive Blonde mit erotischer Stimme der feuchte Traum von Millionen wurde, schien sie eine von den vielen Sängerinnen zu sein, die so schnell wie sie auftauchen auch wieder in der Versenkung verschwinden. Warum sie jetzt immernoch da ist, sich inzwischen zur erfolgreichsten britischen Sängerin aller Zeiten gemausert hat, und mit gut produzierten Popsongs mehr und mehr zu einer weiblichen Version von Cliff Richard wird, kann man heute abend um 20 Uhr bei ihrem Konzert im Aladin sehen und hören.
Am Freitag (10.6.) kommt ein Superstar ganz anderer Art nach Bremen, und der Schlachthof wird um 20.30 Uhr sicher brechend voll werden. Aber viel mehr als die 1000 Zuhörer, die man in die Kesselhalle stopfen kann, würden wohl auch nicht zum Konzert von Youssou N'dour strömen. Denn dieser Star ist weder Engländer noch Amerikaner und nur die füllen hier Stadthallen oder Stadien. Auch wenn Peter Gabriel sich redlich bemüht, den senegalesischen Sänger im Westen bekannt zu machen, bleibt er ein Geheimtip. Dabei ist die Mixtur der „goldenen Stimme aus Dakar“ von afrikanischen Wolof-Rhythmen und modernen westlichen Stilforemen zugleich so originell und mitreißend, daß der bekannteste Musiker Westafrikas auch hier den Status eines Superstars verdient hätte.
Nat Adderley ist der Bruder des legendären Saxophonisten Cannonball, und in dessen verschiedenen Bands spielte er Trompete. Er komponierte auch einige der schönsten Stücke für diese Formationen, die einen damals sehr modernen, Souljazz spielten, und in denen die Pianisten George Duke und Joe Zawinul (“Mercy, Mercy, Mercy“) ersten Ruhm errangen. Jetzt spielt Nat Adderley mit seinem eigenen Quintet traditionelen Hard Bop. Neben Jimmy Cobb (drums), Antonio Hart (sax) und Rob Bargad (piano) ist am Sonntag (12.6.) um 20 Uhr im KITO auch Walter Booker (bass) mit dabei, und der spielte auch schon in der Band der beiden Brüder.
Der Studio-Gitarrist Phil Upchurch bewies vor einiger Zeit bei seinem Konzert im KITO, daß ein überragender Instrumentalist nicht unbedingt auch ein guter Frontman und Bandleader sein muß. Band und Programm wirkten zusammengewürfelt und diffus. Wenn Upchurch am Dienstag (14.6.) um 20 Uhr wieder im KITO auftritt, ist dies also eher ein Konzerttip für die Fans von virtuosem Gitarrenspiel. Alles andere ist hier nur enttäuschendes Beiwerk.
Willy Taub
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