■ Press-Schlag: Der neue Geist des Korns Mit gefülltem Energiespeicher zum Titel?
PRESS-SCHLAG
Der neue Geist des Korns
Mit gefülltem Energiespeicher zum Titel?
Wenn heutzutage jemand „Spaghettifresser“ ruft, dreht sich doch kein Italiener mehr um. Viel wahrscheinlicher hingegen ist, daß Lothar Matthäus den Finger in die Höhe streckt und anmerkt, „Aber ich habe doch heute schon ganz brav meine zwei Portionen...“ Gemach, gemach, liebe bundesdeutsche Kicker, wir wollten euch gar nicht erschrecken rsp. einen neuen Teller Teigwaren aufs Auge drücken. Eher die LeserInnen dieser Zeitung aufklären darüber, daß auch in der Nationalmannschaft ein neuer Geist weht: der des Korns.
Es war doch so: bei Sepp Herberger - „Steak und Salat„; bei Helmut Schön - „Steak und Salat„; bei Jupp Derwall - „Steak und Salat und Pils“. Es stimmt ja schon, die Kicker damals waren Weltmeister und Europameister, aber das sagt ja nichts darüber, was sie noch alles hätten werden können.
In der Ära Beckenbauer wird nichts dem Zufall überlassen und die Fleischeslust unterdrückt. Auf den Tisch kommen Kohlehydrate und nochmal Kohlehydrate. Reis, Nudeln und wirklich! - Müsli. Und wenn es dann erst tierisch abgeht, ist der Hammel wenigstens biologisch aufgezogen.
Wir sehen, des Kaisers Musketiere leben wie die Landkommune in Lüchow-Dannenberg. Allein 13 DIN A 4-Seiten umfassen die grundsätzlichen Richtlinien des Ernährungsleitfadens von Prof. Heß, ganz abgesehen vom aktuellen Speiseplan. Bis zu 5.000 Kalorien verbraucht ein Kicker so am Tag, und die werden nachgefüllt durch Fett (20-25 Prozent), Proteine (12 -15 Prozent) - und eben Kohlehydrate (60-65 Prozent). Gar nicht zu reden von den Mineralsalzen, die mit dem Angstschweiß verloren gehen. Substitution, bitte!
Das ist der Vorteil vom Kohlehydrat: Es füllt den Energiespeicher der Muskeln, und von dort kann man die Power - Schuß für Schuß - während des Spiels abrufen. Wenn also die alten Recken wie Janes, Liebrich und Eckel noch von richtigem Schrot und Korn waren, ihre Fußball-Enkel setzen darauf. Motto: Gesund macht munter.
Womit wir an dieser Stelle das Geheimnis der Formschwankungen von Pierre Littbarski lüften können. Der Kölner nascht bekanntlich gerne Süßes, und es ist ein Glas Himbeer-Confitüre, welches dem Teamchef bei der Spindkontrolle entgangen war.Thömmes
Ob das Korn den Sieg bringt, läßt sich heute nachmittag 17.15 Uhr in Erfahrung bringen: BRD - Dänemark in Gelsenkirchen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen