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Der mit dem Eisenfuß

■ FC St.Pauli: Die Wahrscheinlichkeitsrechnungen des Seppo Eichkorn, die Konstante Schlindwein und die Unbekannte Oldenburg (heute, 15.30 Uhr)

Die Äußerung kam aus offenbar berufenen Munde. Der Mann verfügt auch auf diesem Gebiet über akademische Erfahrung. Bevor er sich entschied Fußballer über den Trainingsplatz zu scheuchen, um dann seine Instruktionen auf dem Spielfeld umzusetzten, wollte St. Pauli-Trainer Seppo Eichkorn in einem Studium der Mathematik auf universitären Feld Lorbeeren ernten. „Wir brauchen 43 Punkte um nicht abzusteigen“, so seine fußballerische Wahrscheinlichkeitsrechnung. Bis zum heutigen Spieltag verfügt seine Equipe über 31 der heißbegehrten Zählerchen. Fehlen also noch zwölf Punkte. Inklusive des heutigen Spiels gegen Oldenburg (15.30 Uhr, bekannter Ort) hat die Eichkorn-Riege noch 13 Spiele.

Mit ein paar Unbekannten hat Eichkorn indes noch zu kämpfen. Peter Knäbel, Gestalter des Kiezclub-Spiels klagt über entsetzlichen Streß mit seinen Adduktoren. Eine Beinah-Kollision des Mannschaftbusses auf dem Heimweg vom Auswärsspiel beim VfL Osnabrück war ursächlich dafür.

Unbekannt auch die Form von Oldenburger Goalgetter Drulak. Ganz, ganz müde und bar jeglicher Motivation wirkte er in den vergangenen Spielen. Trotzdem liegt er noch auf den dritten Platz der Torjägertabelle (18 Tore) und es wird die Sache von Dieter Schlindwein sein, die Kreise des Oldenburgers einzuengen. Spiel zerstören, immer den Fuß draufhalten, auch mal ein wenig am Dress des Gegners zerren und zurren, das ist die bevorzugte Vorgehensweise des Mannes mit dem schon leicht schütteren Lockenkopf. Vorbei die Zeiten, das sich über solch eine Art der Berufsausübung mokiert wird. Im Abstiegskampf ist die Routine von „Eisen-Dieter“, dem Badenser in Hamburg, nahezu unverzichtbar. Auch wenn sich die Verantwortlichen des Vereins bedeckt halten, wer den von den Heroen im Klassenkampf der zweiten Liga, dem Kader erhalten bleiben. Schlindwein, ein vormaliger Wandervogel des bezahlten Fußballs, bei seinen vormaligen Arbeitgebern meist B-Besetzung, ist nach seinem Comeback eine feste Konstante im Millerntor-Spiel. Dafür prädestiniert also, auch bei etwas anderen Bedingungen im Hamburger Schmuddelviertel seine Karriere zu beenden.

Seppo Eichkorn befürchtet unterdes das ihm die Kalamitäten um die Vertragsverhandlungen einiger Spieler seine schöne Gleichung durcheinanderbringen. Die jetzige Stammelf soll bleiben, das ist die Auffassung von Eichkorn, zusätzlich etwaiger Verstärkungen. Doch dem stehen Rentabilitätsrechnungen des Vorstandes gegenüber, der den Kader reduzieren will. Wer letzlich mit dem Rechenschieber vorne liegen wird, ist also noch vollkommen unklar. kader

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