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Der letzte Auftritt von Generalbundesanwalt Rebmann

Der Chefankläger bleibt am Vorabend seiner Pensionierung alten Linien treu: Der Terrorismus bleibt gefährlich - Spionage erfolgreich abgewehrt  ■ A B S C H I E D

Berlin (taz) - Ein großer sicherheitspolitischer Hardliner absolvierte gestern in Karlsruhe seinen letzten großen Auftritt: Nach 13 Jahren im Dienst der Generalbundesanwaltschaft bestritt Dr. Kurt Rebmann die letzte seiner turnusgemäßen Halbjahrespressekonferenzen. Dem Ende seiner Karriere würdig, präsentierte er den bisher größten Verratsfall in der BRD. Begangen haben soll ihn ein US-Sergeant namens Clyde Lee Conrad.

In der Bundesrepublik stationiert, soll dieser militärische Geheimnisse in einem Ausmaß an die ungarischen und tschechoslowakischen Nachrichtendienste geliefert haben, wie das bislang noch nie vorgekommen sei. Zwei Millionen Mark habe er allein von seinen ungarischen Auftraggebern erhalten - für Rebmann „der höchste Agentenlohn weltweit“. Der Superlative nicht genug: Lebenslänglich müsse gegen den GI gefordert werden, durch seine Tat sei die Sicherheit der Bundesrepublik aufs äußerste gefährdet worden.

Am Vorabend seiner Pensionierung - am 1. Juni wird er gelegentlich einer Feierstunde in Karlsruhe verabschiedet und sein Nachfolger im Amt, Alexander von Stahl, eingeführt werden - blieb der Sicherheitsfanatiker Rebmann auch einer anderen Linie treu: Die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) sei, wie der Mord an Bundesbankchef Alfred Herrhausen gezeigt habe, weiterhin zu „schwersten Straftaten bis hin zum Mord“ fähig. Risse im Beton des Law-and-order-Mannes wurden denn auch gestern nicht sichtbar.

Einen Wunsch hat sich der Sohn einer schwäbischen Beamtenfamilie aber nicht erfüllen können: Zu gerne hätte er seine Laufbahn mit dem Präsidententitel des Bundesgerichtshofes gekrönt. Dem standen immer die anderen Bundesrichter entgegen. Sie konnten sich nicht vorstellen, daß der „befehlsgewohnte Strafverfolger mit dem Amtsstil eines Operettenfürsten in die Richterrolle“ paßt. Bundesjustizminister Engelhard würdigte den Hardliner, den die sozial-liberale Regierung am 1. Juli 1977 berufen hatte, anläßlich seines 65. Geburtstages als einen Staatsdiener, dessen Engagement „oft über das hinausgeht, was von einem Angehörigen des öffentlichen Dienstes erwartet werden kann“.

Zuletzt sah sich sich Rebmann immer mehr im Fadenkreuz der RAF. Rebmann stand für „lebenslänglich ohne Gnade“, wie es der Hildesheimer Amtsrichter Ulrich Vultejus formulierte. Er war immer vorne, wenn es um die Verschärfung des politischen Strafrechts oder um die Einschränkung von Verteidigerrechten ging; seit Jahren lebt er ausschließlich hinter Beton, Stacheldraht und Panzerglas, überwacht von Videokameras und in ständiger Begleitung schußbereiter Leibwächter. Seinen Lebensabend wird Rebmann wohl wie der frühere BKA-Chef Horst Herold verbringen, fernab der Öffentlichkeit und in seiner elektronisch gut gesicherten Stuttgarter Miniburg. Es sei denn, er folgt dem Beispiel anderer pensionsberechtigter Sicherheitspolitiker: Wenn er sich beeilt, könnte er noch Berater zum Aufbau der Sicherheitsbehörden in der DDR werden.

Wolfgang Gast

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