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Der kleine Schwarze

Was Frau beim One-Night-Stand und vom Verkehrsteilnehmer erwartet

Man hat nur einen Versuch für guten Sex. Geht es schief, sind Nachbesserungen nicht möglich

Ich bin Single. Genauer gesagt: Langzeitsingle. An sich nicht schlimm, gäbe es da nicht dieses Problem, welches mit dem Begriff lange Zeit verbunden ist. Lange Zeit keinen Sex. Was heißt: Meine sexuelle Durststrecke kann nur durch eines unterbrochen werden: den One-Night-Stand. Nun hat der One-Night- Stand im Gegensatz zum regelmäßigen Geschlechtsverkehr in einer Beziehung einen großen Nachteil. Man hat nur einen Versuch für guten Sex mit dem jeweiligen Verkehrsteilnehmer. Geht es schief, sind Nachbesserungen nicht möglich. Na ja, vielleicht hat man im Laufe der Nacht mehr als einen Versuch, aber seien wir ehrlich: Entwicklungs- oder ausbaufähig ist dieser Akt nicht mehr.

Die Kunst ist es also, die spätere Qualität der Nacht bereits am herumlungernden Mann im Vorfeld zu erkennen. Aber wie?

Zum Vergleich: Bücher. Da deutet die Größe und Dicke vielleicht darauf hin, dass man daran länger liest als 30 Minuten, aber mitunter ist es dann nach fünf Minuten doch so langweilig, dass man es aus dem Bett schmeißt und stattdessen lieber ein kleines Mitternachts-Zapping an der Flimmerkiste veranstaltet. Aber im Gegensatz zum Buch nimmt es der Mann einem doch übel, wenn man ihn aus dem Bett gen Parkett wirft und sich selbst mit Handy bewaffnet vor den Fernseher, um an der „Kopfballnacht“ oder Ähnlichem teilzunehmen. Glauben Sie mir: Nichts verträgt ein Mann schlechter, als wenn sich eine Frau von Rangar Yogeshwars Ausführungen über Wechsel- und Gleichstrom mehr angezogen fühlt als von seinen „sexuellen Reizen“.

Also nimmt Frau Rücksicht, gähnt sich durch die Turnübungen und beschäftigt sich den Rest der Nacht mit dem verzweifelten Versuch, wenigstens ein Viertel des vorhandenen Bettes und der Decke zu verteidigen. Und um das Fiasko perfekt zu machen, folgt dann noch das obligatorische Frühstück mit dem Fehler der Nacht.

Dieses Szenario gilt es zu vermeiden. Und ich sage Ihnen auch wie: Kondom-Kontrolle. Bevor ich mich in Nacht, Arme und Bett werfe, lasse ich mir die Kondome zeigen. Das überhaupt welche da sein sollten, ist wohl klar. Denn eigentlich gibt es nur zwei mögliche Schlussfolgerungen, sollten sie fehlen: Entweder sein sexueller Erfahrungsschatz läuft gegen Null, oder aber mit diesem kondomfreien Typen ins Bett zu hüpfen ist ungefähr so gesund, wie in die Einmündung eines Klärwerkes zu springen. Nachher hat man mehr Krankheiten als Freunde und Bekannte, und die Namen kann man sich noch schlechter merken.

Ich lasse mir also immer die Kondome für die Nacht zeigen. Es gibt keinen besseren Maßstab. Nehmen wir zum Beispiel das Standardkondom. Das lehne ich ab. Das Standardmodell tragen Standardtypen. Einmal drüberrutschen und fertig. Und am Ende wollen sie auch noch Applaus. Der Mann für meine Nacht sollte da schon fantasievoller sein.

Aber auch hier gilt: Nur weil es was anders ist, ist es noch lange nicht gut. Ich sage nur: Kondome mit Geschmack. Da weiß ich doch gleich, was mich oder besser er erwartet. Ohne mich. Ich habe zwar nichts dagegen, meinen Horizont zu erweitern, aber sicher nicht meinen Rachenraum. Denn dann hat er den Spaß und ich die Arbeit, und nur weil es nach Schokolade schmeckt, macht das die Sache nicht besser. Schließlich will ich nicht Essen, sondern Sex.

Oder die Jungs mit den Strukturkondomen. Ganz ehrlich: Ich bin da unten empfindlich. Da muss man nicht erst mit Schmirgelpapier dran, damit ich was spüre.

Meine Favoriten haben Farbe. Obwohl es auch hier echte Fehlgriffe gibt. Gelb ... Gelb!!! Oder Rot ... Rot!!! Da kann man dann nur noch das Licht löschen. Und dann? Ich halte meinen Körper doch nicht durch stundenlanges Training und Pflege in Schuss, damit er nicht zu sehen ist. Ich will Bewunderung, und vor allem will ich Befriedigung, Lust, Leidenschaft, Hingabe.

Und dafür kann ich nur die eine Farbe empfehlen: Schwarz! Schwarz, eigenwillig und dezent. Ein Mann, der schwarze Kondome hat – da kann die Nacht nicht lang genug sein.

Und seien Sie ehrlich, meine Herren, da bin ich ganz wie Sie, am besten gefällt mir die Begleitung durch die Nacht im kleinen Schwarzen. ULRIKE HIRSCHLER

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