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Der große Preis

■ Sonntagnachmittag auf der Rennbahn der Neuen Vahr: Alles was vier oder zwei Beine hatte, verfolgte den mit 41.000 Mark dotierten „Großen Preis der Brauerei Becks & Co“

Mein letzter Rennbahnbesuch lag schon Jahre zurück, in zartem Alter hatte ich mich von Omas Kaffetisch weggestohlen und mich durch Büsche und Bäume der Neuen Vahr-Anlagen gepirscht, um endlich von den vorbeigalloppierenden Pferden in Sand und Dreckwolken gehüllt zu werden. Aber wie gesagt, das ist schon etwas länger her, diesmal nahm ich ganz offiziell den Haupteingang.

Am Sonntag galt es hier für Rennpferdbesitzer und Jockeys hoch zu Pferde Den Großen Preis der Brauerei Beck& Co. von immerhin 41.000 Mark und diverse Nebenpreise zu ergattern. Das sehr gemischte Publikum, dem Vertreter aller sozialen Sparten anzugehören schienen, ging es

aber wohl mehr um den sonntäglichen Familienspaß als um das ganz große Geld. Lange Schlangen an den Wettschaltern deuteten zwar auf rege Wettbeteiligung hin, doch die wenigsten schienen hier die ganz großen Zocker zu sein. Geduldig wurden auch die dümmsten Anfängerfragen von jedem beantwortet.

Das erste Haake-Beck-Pils-Rennen hatte schon seinen Lauf genommen, als ich mich langsam zu orientieren begann, auch das zweite, das Vitamalz-Rennen, ließ ich passieren. So hatte ich genügend Zeit, mich kundzutun, und hatte nun wenigstens den Schimmer einer Ahnung, wer der Favorit war, woran sein Jockey zu erkennen war und was das Wort „Totalisator“ zu bedeuten hatte. Dem folgenden Remmer -Light-Preis konnte ich dann schon fast fachmännisch folgen, und

nach einem kurzen Besuch im Informationsbüro machte auch ich mich auf, das Glück herauszufordern. Natürlich nicht ganz aus dem hohlen Bauch, denn meine 5 Mark wollten nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Als erstes studierte ich die Vorraussagungen in der Presse, dann ein Blick auf die Vorwetten. Meine Meinung stand fest: Walchiedo ist mein Kandidat! Immerhin zwei Mark hat die Platzwette auf Walchiedo mir beschert, dem Wettfieber bin ich nach diesem eher bescheidenen Erfolg jedoch nicht verfallen. Die weiteren Rennen nahm ich dann mehr aus der Devensive heraus, die Beschäftigung mit den Pferden, lag da nahe. Zum Schluß noch mein Tip zur Wahl des blödesten Pferdenamen: Funkreport vor Welfenmacht, dicht gefolgt von Nuss.

KeDe

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