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Der gläserne Diener und die leeren Kassen

■ Zahlen und Fakten des Diakonischen Werks / Kirche als Dienstleister

Zahlen lügen nicht, meinte Dr. Stefan Reimers, Leiter des Diakonischen Werkes in Hamburg, gestern auf einer Pressekonferenz. Deshalb wolle der größte Wohlfahrtsverband Hamburgs mit seiner Haushaltsbilanz an die Öffentlichkeit, um zu beweisen, daß das Werk seine Einnahmen sinnvoll verwendet. Diese bestehen zu 35 Prozent aus Zuwendungen der Stadt und zu 37 Prozent aus Kirchensteuern.

Mit zunehmenden Kirchenaustritten (1990: 11.830; 1992: 17.717) in Hamburg versiege letztere Geldquelle leider langsam. Wenn den heidnischen HanseatInnen die sinnstiftende Funktion der Kirche nicht mehr begreiflich zu machen ist, müsse diese eben „die Rolle eines Dienstleistungsunternehmens“ übernehmen, erklärte Reimers. „Angesichts leerer Kassen“ lasse sich dem Legitimitätsverlust nur durch „neue Wege“ entgegenwirken. Deshalb präsentiere sich das Diakonische Werk als Einrichtung der evangelischen Kirche jetzt mit „gläsernen Taschen“.

23 Millionen Mark hat das Diakonische Werk Hamburg 1992 ausgegeben. 56 Prozent davon sind Personalkosten. Die rund 500 Mitarbeiter sind laut Reimers jedoch in den sozialen Einrichtungen beschäftigt. So leistet das Werk Hilfe und Beratung für Obdachlose, Haftentlassene, Suchtkranke, Flüchtlinge, Aussiedler und Frauen in Not. Einzelunterstützungen für „Mutter und Kind“, das Hilfsprogramm für Osteuropa und St. Petersburg und Mahlzeitendienste gehören zu den größten Posten im Etat für diakonische Aufgaben, der 28 Prozent der Ausgaben beträgt.

Durch soviel Dienst am Menschen ('diakonos' ist griechisch und heißt Diener) müßten sich wohl auch die restlichen KirchensteuerzahlerInnen zum Verbleib in der Kirche bewegen lassen. Alle übrigen mögen spenden.

uwi

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