: Der alte Mann aus Rom
Berlin ist nicht Altötting, hier hat der Papst kein Heimspiel. Und doch erstaunt es, wie freundlich-gleichgültig und distanziert die KatholikInnen hier ihrem geistlichen Oberhaupt gegenüberstehen. Das war nicht immer so. Bei seinen zwei vorigen Besuchen in Deutschland schlug dem Papst weit mehr Begeisterung entgegen: Endlich einer, der mit dem jahrhundertealten Muff aus dem Vatikan Schluß zu machen schien. Doch die KatholikInnen haben sich getäuscht. In den achtzehn Jahren seiner Amtszeit hat Johannes Paul II. die Rückkehr zu einer autoritätshörigen Kirche betrieben und ihr eine Menge Sympathien verscherzt. Die Gläubigen sind nicht die dummen Schäfchen, die der Papst gern hätte. Sie merken, daß der alte Mann aus Rom nicht mehr in ihrer Welt lebt, und zollen ihm nur noch Respekt für seine Überzeugung und sein Amt. Verständigung zwischen der Welt und Rom gibt es nicht mehr. Richtig ernst nehmen den Papst inzwischen nur noch die GegendemonstrantInnen aus der antiklerikalen Szene. Bernhard Pötter
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