■ Press-Schlag: Der alte Joe raucht immer noch
Der Unterschied konnte kaum eklatanter sein. Auf der einen Seite der kranke Muhammad Ali (54), der als größter Star der Spiele von Atlanta das Olympische Feuer entzündete, ständig von Menschentrauben umringt war, permanente Ovationen einheimste und beim Boxturnier am Ring sitzen durfte, wo er sich, kleiner Wermutstropfen, vom Verbandspräsidenten Chowdhry und dessen Stellvertreter Wehr abküssen lassen mußte. Auf der anderen Seite Alis alter Gegner in drei der dramatischsten und besten Kämpfen der Boxgeschichte: Joe Frazier, der als Betreuer einiger US-Fighter unbeachtet hoch droben in der Halle saß und dessen Vorstellung eher müden Applaus hervorrief.
Sichtlich verbittert über diese Diskrepanz, begann Smokin' Joe um sich zu schlagen wie einst im Ring und zeigte, daß er den Spott und die Schmähungen, mit denen ihn Ali einst überhäuft hatte, in seinem Gedächtnis keineswegs unter der Rubrik „Hype und Show“ gelagert hat. Es sei eine Schande, daß ein Wehrdienstverweigerer die Flamme entzünden dürfe, schimpfte Frazier, und in seiner neuen Autobiographie „Smokin' Joe“ schreibt er: „Die Wahrheit ist, ich möchte noch einmal gegen diesen Schwachkopf boxen, ihn in Stücke schlagen und zurück zu Jesus schicken.“ Dem Magazin Sports Illustrated verriet der Ex-Champ, daß es eine gute Sache gewesen wäre, wenn Ali beim Anzünden des Olympischen Feuers hineingefallen wäre. „Ich hätte ihn geschubst, wenn ich gekonnt hätte.“
Bei einer Feier anläßlich seiner Aufnahme in den „Walk Of Fame“ im Madison Square Garden von New York zeigte sich Frazier nun plötzlich erstaunlich konziliant. Seine Aussagen seien nur ein Reaktion darauf gewesen, daß ihn Ali 1971, vor dem ersten Kampf der beiden, „Onkel Tom“ genannt habe und vor dem letzten 1975 „Gorilla“. Er sei nicht nachtragend, erklärte der 52jährige vollständig wahrheitswidrig, und bereit, die Sache zu begraben – unter einer Bedingung: „Wenn sich Ali zuerst entschuldigt.“ Recht so, Joe! Wie sagt doch Marvin Hagler, der noch immer jedem ehemaligen Kontrahenten an die Gurgel will: „Der Kampf ist nie zu Ende.“ Matti
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